H o m e

B a s e c a m p P h i l o s o p h i e N e w s Ü b e r  u n s R e i s e n  &  E x p e d i t i o n e n P h o t o g r a p h i e H O C H - F O R M . a t G e d a n k e n

 

N a v i g a t o r

        

      

 TIPPS zum Surfen

   - "Zurück" in der Explorerleiste:

       Zurück zur vorher besuchten Seite

   - Back to Basecamp:

       Zum Inhaltsverzeichnis 

   - Nach oben:

       Zur thematisch übergeordneten Seite 

   - Reisen & Expeditionen:

       Überblick aller Reiseberichte

 

Nach oben
Rif Gallery

Kontakt & Anfragen

über unser Gästebuch

Guestbook

 

 

Sport - Reise - Höhenmedizin uvm.

 

 

Beratung - Diagnostik - Training

 

Mehr Infos auf www.HOCH-FORM.at >>

 

 

 

16 Monaten mit Mountainbikes 

von Wien bis nach Australien

Alle Infos zu unserer Radweltreise

"Ärzte radeln für Ärzte ohne Grenzen" >>

 

 

 

Sponsoren

Anmerkung: Nur Produktsponsoring (Teile der Ausrüstung). Finanziert wurden alle Projekte ausschließlich mit eigenen Mitteln!

 

Projekte 

mit Sponsorbeteiligung:

 

- Around the World 2 -

Mit Mountainbikes

von Wien nach Australien

2006 - 2008

 

- Around the World 1 -

Mit einem Faltkajak

im Gepäck um die Welt

2002 - 2003

 

 

Morocco

 

 1.November 2006   Der harte Weg ins Rif - Gebirge ... 

Chefchaouen, "At the Edge of Kif Country", Rif Gebirge  

 

          Nachdem ich in einem Internetcafe in Tanger die Website auf den neuesten Stand gebracht habe, schauen wir uns noch etwas im "Ville Nouvelle" um, dem "Neuen Viertel". Beim Mittagessen bemerke ich, dass meine Kappe fehlt. Zuletzt habe ich sie während der Arbeit am Computer neben mir liegen gehabt. Nathalie meint, der kleine Bub neben mir sei plötzlich ziemlich schnell aus dem Lokal verschwunden. Direkt neben ihm habe ich sie abgelegt. Hat er etwa ... ?!? Nun ja, das ist zwar ärgerlich, aber solange nichts schlimmeres passiert ! 

Ein Spaziergang am Strand bringt uns auf andere Gedanken. 

          Am nächsten Tag, dem 27.Oktober brechen wir auf zu unserer ersten Etappe in Marokko. Die Ausfahrt aus Tanger haben wir gestern schon ausfindig gemacht. 

Kurz vor der Abfahrt - Hotel Continental

          Schnell sind wir auf der Straße nach Tétouan, dem geplanten Ziel für heute. Schon in der Früh ist es ziemlich heiß. Ab jetzt haben wir beschlossen mit langer Hose radzufahren. Beine und Schultern sollten der Tradition nach bedeckt sein und wir wollen uns (so gut es geht) daran halten. Mit unseren Gefährten ziehen wir jede Menge Aufmerksamkeit auf uns. Die Autofahrer halten meist einen angemessenen Abstand zu uns ein. Es wird gehupt und gewunken. So viel positive  "Zuwendung" haben wir bisher noch nicht erhalten. Die Vorstadt von Tanger im Süden wirkt ziemlich heruntergekommen. Viele Jugendliche lungern am Straßenrand herum. Gerade Nathalie wird wie immer ausgiebig gemustert und "angequatscht".

Als wir die Stadt verlassen, frischt der Wind deutlich auf. Bei den nun erlaubten höheren Geschwindigkeiten, werden auch die Überholmanöver unangenehmer. Gerade LKWs entwickeln einen ungeheuren Sog, oder Druck, wenn sie entgegenkommen, sodaß wir sehr mit dem Ausgleichen der verschiedenen "Luftbewegungen" sind. Der Gegenwind nimmt so an Intensität zu, daß trotz der zuerst eher flachen Strecke, kein gemütliches Fahren zustande kommt. 

Kaum Schutz vor dem Wind

Jeder Meter will hart ertreten sein. Gelegentlich fühlen sich kleine Buben dazu ermutigt, uns mit ihren Rädern zu folgen. Übermotiviert kommen sie uns von der Seite verdächtig nahe. Ein Zusammenstoßen läßt sich nur knapp mit einem lauten "Attention !!!" verhindern. 

          Landschaftlich ist der Weg Richtung Süden nicht sonderlich aufregend. Sanfthügelig geht es durch eine steppenartige Landschaft, regelmäßig sind Häuseransammlungen am Straßenrand zu finden. Bei einer Polizeikontrolle für Autos gönnen wir uns eine Trinkpause. Der kleine Laden dahinter scheint uns sicheres Terrain zu sein. Ein jugendlichen Berber hilft mir, dem "Wirt" meinen Wunsch nach 2 Getränken verständlich zu machen. Dieser versteht nämlich nur arabisch und damit kann ich nur bedingt dienen ;-)

Was dann folgt, ist ein relativ harter Anstieg auf den ersten Ausläufer des Riffgebirges. Es ist nicht unbedingt die Steigung, die diese Fahrt so anstrengend macht. Der Wind ist der wahre "Feind" des Radfahrers. Unaufhörlich bläst er uns ins Gesicht, oder er versucht uns, zur Abwechslung, seitlich vom Rad zu drücken. Wir lehnen uns förmlich dagegen. Selbst bei der Abfahrt müssen wir bergab treten !!! Nicht einmal hier ist uns Erholung gegönnt. 

          Als dann endlich Tétouan am Horizont auftaucht, sind wir froh, dass wir es bald geschafft haben. Da es schon um ca. 18.00 finster wird, verstauen wir nur unsere Sachen im Hotel und ziehen gleich los Richtung Medina. Die Altstadt von Tétouan ist ein UNESCO Weltkulturerbe - und wirklich, die kleinen, teilweise überdachten, verwinkelten Gänge sind beeindruckend. Die schmalen Straßen sind übervoll mit Menschen. Reges Treiben herrscht in den verschiedenen Souks. 

Tetouan im zarten Abendrot

          Hier in Nordmarokko stellt das Rifgebirge eines der größten Haschischanbaugebiete der Welt dar. Bis zum Jahr 1999 sind Reisende ausdrücklich vor Touren ins Rif gewarnt worden. "Do you want Haschisch ?!" und "You want Kiff - do you smoke?!" verneinen wir konsequent. Erschöpft vom anstrengenden Radtag, schlafen wir bald ein.

          Bezüglich der weiteren Route sind wir uns bis zum Schluß nicht sicher gewesen. Gestern abends haben wir uns darauf geeinigt, von hier aus zur Küste zu fahren, und dann weiter der Küstenstraße entlang. Als wir die Räder fertig gepackt haben, bemerken wir auch schon eine Menge dunkler Wolken von Nordosten her aufziehen. Der Himmel verfärbt sich nach und nach schwarz. Nach längerem Hin und Her schlagen wir den direkten Weg nach Süden ein. Nach Chefchaouen sind es fast 64 km - doch wie wir schon aus den Karten gelesen haben, müssen wir mit jeder Menge Steigungen rechnen. Am Ende des Tages werden es über 1100 Hm sein !!! Parallel zu einem Gebirgszug dringen wir tiefer ins Riff vor. Bei der Abfahrt hat es schon zu regnen begonnen. Wir haben uns gefühlt, wie auf der Flucht, vor dem Unwetter. Die Wolken bleiben aber zum Glück hinter der Bergkette hängen. Auf der anderen Seite brennt nun die Sonne erbarmungslos auf uns nieder. Der Wind kommt zwar gelegentlich von hinten, doch meistens herrscht Windstille. 

"Bikender Berber"

Die Landschaft ist bedeutend schöner als gestern. Die Berge ragen steil aus dem eher kargen Tal empor. Die Straße windet sich immer weiter in Richtung eines Passes. 

          Als uns einen Gruppe Jugendlicher entgegenkommt, bekommen wir wie so häufig ein leicht provokantes, forderndes Verhalten zu spüren. "Give me Dirham" (marokkan. Geld) oder "Donnez moi un stilo" ("Geben Sie mir einen Kugelschreiber"). Ich fahre vorne ... als ich mich umdrehe, steht Nathalie und hat eine unserer Colaflaschen in der Hand. Diese hat sie dem einen Jungen gerade noch mit harten Worten und bösem Blick abnehmen können. Die anderen Buben, die schon weiter entfernt sind, haben ihr die zweite einen Augenblick vorher direkt vom Anhänger gestohlen. Wir haben sie nur unter einer Gummileine befestigt - an so etwas haben wir nicht gedacht. Wir sind sehr verärgert. Ihnen nachzufahren ist uns aber zu mühsam. Nach der Kappe, nun das Cola ... zwar mögen die Gegenstände nicht von großem Wert sein, doch diese Art des Umgangs gibt uns zu denken. 

Die Fahnen und der Rauch sprechen für sich ...  kurz vor Chefchaouen

          Eine rasante Abfahrt bringt uns wieder tief ins nächste Tal hinunter. Leider, muss ich sagen, denn all die erarbeiteten Höhenmeter müssen jetzt noch einmal erradelt werden - Chefchaouen liegt nämlich auf knapp 600 Hm. Es stellt eine Art, an einen Hang gebautes Bergstädtchen dar. Strahlend weiß leuchten die Häuser in der Höhe. Immerhin haben wir das Ziel vor Augen, als wir zum letzten und steilsten Stück antreten. Bei dem Abzweig von der Hauptstraße stehen ca. 10 ältere Kinder mitten auf der Straße. Als sie uns sehen kommen sie schreiend auf uns zu. Wieder die selben Sprüche - Forderungen nach Dirham oder Kugelschreibern. Sie versuchen den Weg zu blockieren. Wir sind nicht mehr sehr gut drauf, ob dieser lästigen Verhaltensweisen. Wir strampeln auf sie zu und setzen unbeirrt unseren Weg fort. Zuerst laufen sie uns auch noch nach ... in Hinblick auf die kommenden Steigungen machen wir uns auf unangenehme Begleiter gefasst. (Mit unserem Gepäck können wir bergauf nicht wirklich flüchten.) Doch sie lassen von ihrem Vorhaben, uns zu folgen, ab. Noch 5 km.... noch 3 km ... wir erreichen die Anhöhe. Den Weg in die Medina finden wir nicht sofort. Ein Polizist hilft uns weiter. Die schmalen Gassen in der Altstadt sind zum Glück nicht stark bevölkert. Die Karte haben wir uns vorher bereitgelegt. In einem Riad nehmen wir uns ein Zimmer. Diese spezielle Art von Häusern hat einen kleinen Innenhof, um den die Zimmer in verschiedenen Etagen angeordnet sind. Am Dach gibt es eine kleine Terrasse. Endlich ausruhen. Vom Zimmer sind wir begeistert. Liebe zum Detail spürt man in der Wahl der Farben und der  Materialen. 

            

Traditioneller Riad

          Wir essen zu Abend. Ein ebenfalls außergewöhnlich schön dekoriertes Lokal hat es uns angetan. Noch ahne ich nicht, daß ich diese Mahlzeit noch tagelang in Erinnerung behalten  ... oder, besser ausgedrückt, zu spüren bekommen werde. In der Nacht beginnt es mit Unwohlsein, dann Übelkeit,... schließlich Fieber. Ich kann so gut wie nichts essen. Schon der Gedanke daran dreht mir den Magen um. Nathalie kümmert sich um mich. Ich schlafe aber fast den ganzen nächsten Tag. 

          Da es am zweiten Tag in Chefchaouen dann deutlich besser geht, gehen wir in die umliegenden Berge und das Gehen ist eine willkommene Abwechslung. Tolle Ausblicke bieten sich uns. Wir werden von einem Einheimischen angesprochen. Er fragt natürlich auch, ob wir Kif wollen. Wir lehnen, wie immer, dankend ab. Er erzählt uns, daß er selbst auch nicht raucht, und will uns aber trotzdem seine Hütte einladen und uns seine Arbeit zeigen. Wir folgen ihm zu seiner kleinen Unterkunft. Und wenn ich klein sage, dann meine ich in diesem Fall wirklich klein - so klein, daß auf dem verbleibenden Boden gerade noch 3 Menschen nebeneinander stehen können. Insgesamt ist der einzige Raum 2x4 m groß ... ein Doppelbett, ein Gaskocher, ein paar Regale und auch ein Fernseher. Wir trinken Minztee. Wie die meisten hier im Norden Marokkos spricht er fließend Spanisch. Weiters noch etwas Französisch und Englisch. Er versucht seinen Wortschatz laufend zu erweitern. Jetzt ist eine ruhige Zeit, was das Geschäft mit Touristen anbelangt. Im Sommer schenkt er vor seiner Hütte Tee aus. Seine ruhige und bedächtige Art hat uns seiner Einladung folgen lassen. Schließlich zeigt er uns noch, wie er aus den getrockneten Hanfpflanzen Kif produziert. 

       

Nathalie "checkt" das Haschisch.   Der Hanfbauer bereitet die Verarbeitung vor

Über eine Plasitkschüssel wird ein Stoff gespannt, darauf das getrocknete Pflanzenmaterial gelegt und mit einer Plasitikfolie abgedeckt. Dann "trommelt" er mit 2 Holzstäben darauf. 

... und ich spiele "Kif - Schlagzeug"

Durch das Stoffsieb dringen Bestandteile der Pflanzen in die Schüssel. Dieser braune "Staub" wird gepresst - fertig. All die umliegenden Hügel sind voll mit Hanffeldern. Von der Regierung wird der Anbau geduldet. Solange noch keine andere Art des Verdienens des Lebensunterhalts für die hier lebenden Menschen besteht, wird das noch eine Weile so weiter gehen. (Touristen werden aber andererseits an Polizeikontrollen aufgehalten und kontrolliert !)

Der Weg zurück nach Chefchaouen

          Am Abend werde ich bei einem Sandwich (mein erster Essensversuch - konnte kein Diätessen finden ;-) von hinten angetupft. "Do you want Haschisch ?" Als ich mich umdrehe, sehe ich ein mir bekanntes Gesicht. Gilles, ein Belgier, und seine deutsche Freundin Uta, sind schon seit gestern in Chefchaouen. Wir haben sie in Tanger in unserem Hotel kennengelernt und uns auf Anhieb gut verstanden. Sie sind mit dem Rad von Belgien über Frankreich nach Spanien gefahren, und abschließend in Marokko gelandet. Wir verabreden uns zum Abendessen. Die dichte an Radnomaden ist hier momentan wirklich ausgesprochen hoch. Denn noch ein Biker wohnt in ihrem Hotel. Ein Schwede, "Sandstorm", ist gerade aus Mali eingetroffen - am Weg zurück in seine Heimat. Leider hat er in der Früh den Ort schon wieder verlassen. Witziges Detail am Rande: Um mir Informationen über den früher in Erwägung gezogenen Weg durch die Westsahara zu holen, habe ich (noch von Wien aus) in einem Sahara - Internetforum eine Anfrage gestellt. Und Antwort von einem schwedischen Wüstenradler erhalten. Ich weiß natürlich nicht, wie viele skandinavische "Sandliebhaber auf 2 Rädern" es gibt, aber ich habe den Verdacht, daß wir fast diesem Bikekollegen begegnet wären.

Blick von der Kasbah

          Am nächsten Tag geht es mir wieder schlecht. Entweder schon wieder, oder noch immer. Ich kann Eßbares nicht einmal riechen und trinke auch kaum etwas. Ich fühle mich schwach. So werden wir noch einen Tag bleiben müssen. Jetzt habe ich dann tagelang kaum was gegessen. Das sind so ziemlich die schlechtesten Bedingungen für die Weiterfahrt bei der Hitze und den nötigen langen Distanzen. Kurzfristig macht sich bei mir so eine Art Lagerkoller breit. Immer nur herumliegen, beim Gehen müde sein... nicht weiter können.... ärgerlich !! 

Nathalie hat seit ein paar Tagen Schmerzen beim Schlucken. So kurieren wir (unserer Ansicht nach viiiel zu langsam) unsere Wehwechen aus.

Immerhin lacht uns die Sonne an.

 

Wo sind wir  Daten und Fakten zum Projekt   >>  , 

 

Zum nächsten Eintrag vom 13.November >>    

 

Tagebuch Marokko

 

Seitenanfang Radweltreise-Übersicht

 

 

H o m e

B a s e c a m p P h i l o s o p h i e N e w s Ü b e r  u n s R e i s e n  &  E x p e d i t i o n e n P h o t o g r a p h i e H O C H - F O R M . a t G e d a n k e n
© by sea2summit - webdesign. Passionate experiences from sea level to mountain tops. All rights reserved.