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Sea Kayaking - Teil 2

 

 

 

 

 

 

 

Entlang der wilden Nordwestküste Palawans

Von Liminangcong nach Süden bis nach Sabang

 

 

          Vor der Endeavour Strait, einem schmalen, aber fast 10 km langen Meereskanal, der Tuluran Island vom Festland trennt, hat uns Alain, unser französischer Freund in Corongcorong, gewarnt. „Teilzeit-Piraten“ begegnen uns keine, nur Fischer mit ihren Booten. Aber wer weiß schon, was sich in den Bootsrümpfen außer Netzen noch alles verbirgt? Da diese „Gefahr“ vor allem nachts bestehen soll, sind wir zuversichtlich bei strahlendem Sonnenschein ohne Probleme voran zu kommen. Zuerst säumen noch vermehrt Hütten die Ufer zu beiden Seiten. Dann überwiegen dichte Mangrovenwälder. Schließlich weitet sich der Kanal und wir stoßen auf den Malampaya Sound, eine riesige Bucht, wo immer wieder von Krokodilsichtungen berichtet wird. Zu Gesicht bekommen wir keines, was sicher auch daran liegt, dass wir nicht sehr nahe an die gefährlichen Flussmündungen herankommen, sondern unseren Kurs von Süd auf West ändern und die Worcester Strait queren. Die brütende Hitze treibt uns wieder einmal den Schweiß aus allen Poren. Wir kommen mit dem trinken kaum nach. 

Vorbei an der bizarr geformten Insel Largon, nähern wir uns dem nördlichsten Zipfel der Capoas Peninsula. Geschützt durch eine kleine vorgelagerte Insel (Notch Island) liegt ein Kiesstrand, in dieser für uns strategisch perfekten Lage. Mehrere Gründe sprechen für dieses Fleckchen Strand als Nachtlager. Es bietet Schutz vor der Dünung und dem Wind - die Westseite der Palawans ist hier ab sofort der vollen Wucht des südchinesischen Meeres ausgesetzt. Auf dem nächsten Teilstück wissen wir nicht ob und wo Stellen zum Anlanden folgen werden. Hier können wir uns ausruhen und morgen zeitig in der Früh ins Ungewisse aufbrechen. Wir studieren noch einmal die Seekarten, und suchen nach möglichen Rastpunkten.

"Camp Canada"

Das Lager ist am Morgen rasch abgebaut. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen runden wir Diente Point. Ab Cape Ross zeigt der Kompass 180° an, Kurs Süd. Zwischen Liminangcong und der nächsten, für uns relevanten Siedlung Port Barton, einem kleinen Dorf mit ein paar Unterkünften, liegt eine Strecke von ca. 100 Paddelkilometern. Knapp 20 davon haben wir nun zurückgelegt und ab jetzt wird es richtig ausgesetzt. Der Wettergott scheint aber auf unserer Seite zu sein, denn das Meer präsentiert sich von seiner ruhigsten Seite und auch Wind gibt es kaum. So genießen wir diese wilde Küstenlandschaft, die uns in der Planung doch die meisten Kopfzerbrechen bereitet hat. Wir kommen besser als gedacht voran und erreichen schließlich Cape Capoas. Der Strand zwischen dem Kap und Enterprise Point ist durch seine Ausrichtung nach Westen bei stärkerer Dünung nicht der geeignete Rastplatz. Heute jedoch spricht nichts dagegen hier eine vorgezogenen Mittagspause einzulegen. Nachdem wir 2 große Buchten an den entferntesten Stellen gequert haben, werden wir von nun an wieder eher dem Küstenverlauf folgen. Der 1013 m hohe Berg Mt. Capoas mit seinen dicht bewachsenen steilen Hängen thront über diesem tropischen Paradies. Mit den Kajaks erkunden einige Höhlen, die Einblicke tief in das Innere der Insel geben.

Kurz bevor wir die gigantische, fast 30 km lange Imuruan Bucht erreichen, entdecken wir dann eine nie vermutete Laune der Natur. Hat der Strand der letzten Nacht bei Notch Island entfernte Ähnlichkeiten mit einem kanadischen Uferabschnitt  gehabt (wir haben den Platz gestern "Camp Canada" getauft), so scheinen wir nun die Seychellen erreicht zu haben. Riesige runde Felsblöcke, wie sie sonst charakteristisch für dieses Inselparadies sind, haben sich hierher verirrt und ein strahlend weißer Sandstrand umrahmt klarstes Wasser, welches in brillianten Blau- bis Türkistönen glitzert. Nach 27 km ziehen wir unsere Boote an diesem Tag ein letztes Mal aus dem Wasser, um gleich darauf den Schweiß des harten und langen Tages in den tropischen Fluten abzuwaschen.

"Camp Seychellen"

Am nächsten Morgen nähert sich ein kleines Ausleger-Kanu. Ein alter, von Wind und Wetter gezeichneter Mann und ein junger Bursche steigen aus und sprechen uns in ihrer Muttersprache an. Wir verstehen nichts. Englisch hilft hier nicht weiter. So versuchen wir mit Händen und Füßen auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Wir deuten den Inhalt unseres „Gesprächs“ folgendermaßen: Wir sollen zu Ihnen, auf den durch einige Felsen getrennten nördlichen Strandabschnitt kommen. Gestern schon sind uns ein paar Hütten aufgefallen, von diesen muss wohl die Rede sein. Wir haben schon mit einer zweiten Nacht auf diesem Traumplatz spekuliert, nun reizt es uns aber herauszufinden, was unsere neuen Freunde wirklich wollen. Wir packen, lassen die Kajaks zu Wasser und paddeln ein paar Hundert Meter, um dann wieder an Land zu gehen. Es scheint, als sollen wir in einer der leerstehenden Hütten bleiben. Bei näherer Betrachtung ist die darin befindliche schimmelnde Matratze, unter der eine fast 10 cm große Spinne wohnt, zwar gar nicht mehr so ansprechend, doch die Aussicht von der überdachten Veranda überzeugt. Man führt uns am Areal herum. Wir sollen auf eine junge Frau warten, die bald kommen wird und Englisch kann. Nur das Notwendigste entladen wir und bringen es zum neuen Quartier. Dann erkunden wir den Strand. Da taucht auch schon die Philippina auf, die man uns angekündigt hat. Plötzlich ist alle anders: Nun heißt es, wir müssen die Hütte verlassen und dürfen nicht hier bleiben. Dem Besitzer, der hier gelegentlich wohnt, sei das nicht recht. Wir sind etwas angefressen. Da verlassen wir unseren malerischen Zeltplatz, um auf Einladung eine Hütte zu beziehen, die wir dann nicht benützen dürfen?!? Der alte Mann, der auf die Hütte aufpasst, hat es anscheinend nur gut mit uns gemeint, aber die sich als Verwalterin aufspielende junge Dame behält wohl das letzte Wort. So sind wir etwas verärgert und räumen den Strand. Wir bleiben nur, wo wir auch erwünscht sind. Diese Aktion hat uns fast den gesamten Vormittag gekostet.

Um das noch anhaltende gute Wetter zu nützen, wollen wir ein paar Kilometer paddeln. In der großen Imuruan Bucht liegen 2 Inseln, die uns in eine bessere Ausgangsposition für die folgenden Etappen bringen würde. Also keine Zeit verlieren. Doch mit der Windstille ist es schnell vorbei. Rasch kommt Wind auf. Die Querung zu den Bay Islands ist ca. 8 km lang. 1,5 Stunden kämpfen wir uns durch bis zu 1,5 m hohe Wellenberge. Im Norden der größeren Insel bietet uns eine Landzunge Schutz vor Wind und Wellen. Hier schlagen wir unser Lager auf.

Der Ärger ist vergessen. Mit unserer Machete bewaffnet ziehen wir los um den angrenzenden Dschungel zu erkunden. Ein schmaler Pfad führt durch einen alten Palmenhain tief in das Innere der Insel. Der Weg ist völlig verwuchert, immer wieder müssen wir einzelne Passagen erst von dichtem Blattwerk und Lianen befreien, um den Trampelpfad wieder begehbar zu machen. Es dämmert bereits, die Geräusche des Urwaldes begleiten uns. Am Rückweg entdecken wir hoch oben in den Palmen beim Strand Kokosnüsse. Ich schnappe mir die Machete und klettere fast 7 m hoch um 2 davon für uns zu ernten. Knapp ein Liter Kokosmilch pro Nuss hilft uns die Wasservorräte zu schonen und sorgt für hochkalorische, geschmackliche Abwechslung. Das Fruchtfleisch ist eine leckere Nachspeise. Nathalie sammelt noch etwas Feuerholz, während ich den Teig für das Brot vorbereite, welches wir auf einer Schicht vom Lagerfeuer getrennter, glühender Kohlen backen wollen. Zufrieden mit der Entscheidung weiter zu paddeln und diesen schönen Platz gefunden zu haben, lassen wir den Tag ausklingen.

                 

Rhythmisch taucht das Paddel in den tiefblauen Ozean. Der Blick ist auf das Festland gerichtet. Wir queren diagonal zum Küstenverlauf. Die riesige Imuruan Bucht scheint aus einem einzigen unendlich langen Strand zu bestehen. In der Ferne ankern kleine Auslegerboote, unter Palmen dahinter verstecken sich die Hütten der Fischerfamilien. Gedankenversunken kajaken wir am offenen Meer Richtung Süden, als das Paddel plötzlich auf etwas hartes trifft. Ein versteckter Fels unter der Wasseroberfläche? Ausläufer eines Riffs? Da stößt die andere Paddelseite ebenso auf etwas prall-elastisches. In diesem Moment tauchen rings um uns herum vereinzelt rosa Quallen auf, ungefähr 30 bis 50 cm im Durchmesser ziehen sie bis zu mehrere Meter lange Tentakel hinter sich her. Reflexartig nehme ich das Paddel aus dem Wasser. 

Ein Blick zu Nathalie, und ich erkenne, dass sie ebenso fasziniert auf die Meeresoberfläche starrt. Aus ein paar Exemplaren werden mehr und mehr, es müssen Hunderte sein. Wir fotografieren ein paar in unserer Nähe, dann beginnen wir vorsichtig weiterzupaddeln. Wir wollen unbedingt vermeiden, die Tentakel mit dem Paddel zu erwischen. Bei einer unserer früheren Reisen habe ich die mit Nesselzellen ausgestatteten Fortsätze einer Qualle aufgegabelt und diese haben sich über meinen Arm gelegt. Ein brennend-stechender Schmerz ist die unmittelbare Folge gewesen. Die Erinnerung daran lässt mich nun sehr vorsichtig agieren. Um jeglichen Kontakt so gut wie möglich zu vermeiden paddeln wir nun arhythmisch: Rechts, links, rechts, Pause, weil Qualle, links, Pause, Qualle, Pause, links, rechts,… Konzentration ist gefordert. Nach der Durchquerung des kilometerlangen Quallenfeldes landen wir in sanfter Brandung an einem steilen Strandstück an und suchen den Schatten einer Palme. Ein Blick auf den Himmel bringt die nächste Überraschung. Die Wolken scheinen sich im Süden zu verdichten. Nicht dramatisch, doch wir spüren, dass sich daraus noch mehr entwickeln wird. Also wollen wir nicht zu viel Zeit verlieren und beenden die Rast. Kurze Zeit später wird der Himmel immer schwärzer. Ein fantastischer Kontrast zum türkis-blauen Meer, aber auch bedrohlich. Um vereinzelte, schäbige Hütten am Ufer, hinter denen eine Schotterpiste verlaufen dürfte, lungern Jugendliche herum. Sie schreien zu uns herüber. Aber irgendwie nicht auf eine freundliche Art, sondern eher übermütig aggressiv. So setzen wir die Fahrt fort und suchen lieber noch ein bisschen nach einem „sichereren“ Ort für unser Camp. Wir geraten unter Zeitdruck. 

Ein langgezogenes, dunkles Donnergrollen lässt uns zusammenzucken. Wind kommt auf. Verdammt! Bei einem Gewitter wollen wir nicht am Wasser sein. Da erhellt ein greller Blitz den Horizont, bevor nur kurze Zeit später ein gewaltiger Donnerknall die Stille durchbricht. Wir legen unbewusst einen Gang zu und paddeln hart gegen die nun immer höher werdenden Wellen an. Am Ende der Imuruan Bucht streckt sich eine kleine Halbinsel der Insel Boayan entgegen. Dort entdecken wir einen gelb-weißen Streifen… ja, es müsste ein Strand sein. Wild entschlossen geben wir alles, um endlich in Sicherheit zu sein. Wir zählen die Sekunden zwischen Blitz und Donner. Und das Zentrum den Unwetters scheint sich langsam wieder zu entfernen. Ein paar letzte Paddelschläge und der Bug setzt sanft am Sand auf. Ich springe aus dem Boot und ziehe es sofort an Land. Nathalie ist nur Sekunden hinter mir. Wir fallen auf den Rücken und atmen einmal tief durch. Am Himmel über uns ziehen schwarze Wolkenfetzen dahin, während der Wind in den Palmen heult.

Ein junger Hund trottet den einsamen Strand entlang, als wir gerade auf der Suche nach Feuerholz sind. Erst kurz dem Welpenalter entwachsen, inspiziert er neugierig unsere Kajaks, springt immer wieder hinauf und hinunter. Schließlich findet er eine einigermaßen bequeme Position um ein Nickerchen zu machen. Kaum fallen ihm die Augen zu, rutscht er mit seinem Hinterteil ab und plumpst auf den Boden. Davon lässt er sich nicht beirren. Schon klettert er erneut aufs Boot. Auch ein zweiter und ein dritter Sturz können ihm nichts anhaben. Fasziniert beobachten wir den ausdauernden Kerl. Rückschläge bringen ihn nicht von seinem Vorhaben ab, motiviert macht er sich immer und immer wieder daran sein Ziel zu erreichen.

 

 

 

 

Das abendliche Lagerfeuer ist mittlerweile unser bewährtestes Mittel gegen die lästigen Nik-Niks. Vor allem in der ersten Woche auf Tour haben uns die Bisse der ersten Nacht schwer zu schaffen gemacht. Nachts im Zelt beim Versuch zu schlafen, hat oft ein nahezu unerträglicher Juckreiz begonnen. Kratzen hat wenig geholfen. Ganz im Gegenteil, je mehr Aufmerksamkeit wir den quälend juckenden Bissen gewidmet haben, desto schlimmer ist es geworden. Buddhistische Ruhe ist die Lösung gewesen. Die imperativen Kratzattacken kommen zum Glück immer seltener.

Beim Abendessen im Schein des Feuers planen wir die morgige Etappe nach Port Barton. In dem kleinen Örtchen mit einigen Unterkünften, wollen wir uns ein Zimmer gönnen. Das Gewitter ist hoffentlich nicht der Vorbote eines größeren Wetterumschwungs gewesen, sondern nur die Entladung der tropisch-feuchten Hitze dieses Tages. Der Luftdruck ist zwar gesunken, aber nicht bedrohlich viel. Mal sehen, was der nächste Tag bringen wird.

Kein Regen während der Nacht. Und auch der Morgen ist trocken. Wir umrunden Bullock Point und verlassen kurz darauf die große Bucht von Imuruan. Port Barton liegt geschützt durch einige vorgelagerte Inseln im Süden der Pagdanan Bay. Nach 21 Paddelkilometern entlang saftig-grüner Regenwälder und vorbei an malerischen, einsamen Stränden entlädt sich ein Tropenregen gigantischen Ausmaßes über uns. Die Hütten auf die wir zusteuern verschwinden hinter einer Wand aus Wasser. Gut geschützt unter den Spritzdecken sind wir zwar am Oberkörper innerhalb von Sekunden komplett durchnässt, doch obwohl es auch abkühlt, hält uns die Bewegung warm. 

Durch die auf der Wasseroberfläche abprallenden Wassertropfen scheint das Meer zu kochen. Ein mächtiger Blitz erhellt den Horizont. Diesmal beunruhigt uns dieses Schauspiel nicht sehr. Nur noch ein paar Meter, dann legen wir an. Ich springe aus dem Kajak und laufe den Strand hoch. In der erstbesten Hütte frage ich nach einem Zimmer. „Ja, eines haben wir frei.“ Perfekt, wir nehmen es! Das Entladen der Kajaks und das Schleppen der Ausrüstung geht mit der Aussicht auf eine warme Dusche besonders leicht von der Hand. Noch Stunden regnet es weiter.

Port Barton ist ein verschlafenes Nest. Sind wir es gewohnt einen Strand immer für uns alleine zu haben, so bietet etwas Gesellschaft auch mal eine willkommene Abwechslung. Die Familie, die sich um die Hütten kümmert, ist interessiert an unserer Tour. Sie können es nicht fassen, dass wir aus El Nido gekommen sind. Unsere Kajaks werden neugierig inspiziert. Mit motorisierten Auslegerbooten legen Einheimische die Strecke gelegentlich zurück. Sie kennen die teilweise ausgesetzten Passagen und fahren oft weit aufs Meer hinaus, um versteckte Untiefen mit nicht immer kalkulierbar brechenden Wellen und Steilküstenabschnitte mit mühsamer Kreuzsee zu vermeiden. Sie wissen um die Gefahren und wertschätzen unsere Art zu reisen.

Nach mittlerweile 200 km genießen wir unseren erst zweiten, komplett paddelfreien Tag. Ob beim ausgiebigen Frühstücken oder beim gemütlichen Strandspaziergang, unsere Blicke wandern immer wieder hinaus aufs Meer. Eine langgezogene Gruppe an Inseln liegt nur einige Kilometer vor Port Barton. Besonders schöne Strände und eine vielfältige Unterwasserwelt soll es dort geben. Wir denken aber auch noch ein Stück weiter. Drei langgezogene Buchten, die wir je nach Wetterbedingungen an den weitesten Stellen queren wollen und eine nicht minder exponierte, weit ins Meer ragende, ebenfalls der vollen Gewalt der Dünung ausgesetzte Landzunge, liegen zwischen hier und Sabang, unserem Zielort. An die 80 km Ungewissheit haben wir noch vor uns. Darauf stoßen wir beim Abendessen an.

Die Vorräte ein letzte Mal aufgestockt, versuchen wir gerade alles gleichmäßig in den Booten zu verstauen. Die Wassersäcke sind ebenfalls wieder prall gefüllt. Bei der Hitze benötigen wir ungefähr 4 Liter pro Person pro Tag, das macht also 8 Liter für uns beide. Bis zu 4 Paddeltage und vielleicht ein Schlechtwettertag an dem wir bessere Bedingungen abwarten müssen, liegen noch vor uns. Das bedeutet 40 Liter. Jeder Handgriff sitzt. Unsere Zuschauer am Strand staunen und lachen vergnügt, als auch der letzte Packsack noch einen Platz im Inneren der Boote findet. Ein kräftiger Stoß eines jungen, hilfsbereiten Einheimischen hilft auf den ersten Metern und das Meer hat uns wieder. Nathalie winkt. Ich peile mit dem Kompass die erste Insel an und lege den Kurs fest. Seegras ragt bis fast an die Wasseroberfläche. Jeder Paddelschlag verwirbelt die spiegelglatte Oberfläche. Die Sonne reflektiert sich in den silbrigen Schuppen eines Fischschwarms, der sich vor uns aus dem Wasser erhebt. Pfeilschnell jagen ein paar hungrige Raubfische unter den Kajaks davon, um der Beute nachzusetzen. Hat es gestern am Ruhetag immer wieder stark geregnet, so stehen heute nur ein paar Schönwetterwolken am Himmel. Bei einem kurzen Stopp auf einer Sandbank, die schon bald durch die steigende Flut verschwunden sein wird, blicken wir ein letztes Mal zurück auf Port Barton. Voller Zuversicht starten wir in das finale Teilstück dieser Reise.

Inselhüpfend bewegen wir uns nach Nordwesten, umrunden einige kleine Inseln, bevor wir auf Albaguen Island unter Palmen eine kleine Rast einlegten. Wieder einmal ziehen dunkle Wolkentürme auf und so halten wir Ausschau nach einem geeigneten Platz für unser Camp. In der Distanz schimmert ein weißer Streifen, begrenzt durch türkisestes Wasser. Mit dem Fernglas versuchen wir mehr über den 1 Kilometer entfernten Strand herauszufinden. Hohe Palmen stehen vor dichtem Urwald, der den dahinter liegenden Berghang mit undurchdringlich erscheinendem Grün überzieht. Schwarze, fast lavaartige Felsen trennen eine kleine Bucht von einem langgezogenen, sichelförmigen Strandabschnitt ab. In einer dieser Traumbucht gehen wir an Land. 

Unter einem riesigen Baum wollen wir unser Camp aufbauen. Da die Wolkendecke dichter wird, spanne ich sicherheitshalber schnell einmal das Tarp auf, um für den Fall eines blitzartigen Wolkenbruchs, wie wir ihn erst vor kurzem erlebt haben, gewappnet zu sein. Der Regen bleibt aus und so erkunden wir die nähere Umgebung. Wir sammeln Feuerholz und entdecken etwas abseits eine paar Felsen, die eine ideale Kochstelle abgeben. So richten wir uns nach und nach gemütlich ein und beschließen dann, morgen auch noch hier zu bleiben. Leben wie Robinson Crusoe - unabhängig und frei.

Wenn immer möglich, queren wir große Buchten auf direktestem Wege. So steuern wir – gut erholt nach dem Ruhetag auf unserem Robinson Beach – die Insel Cacbolo von Cacnipa Island direkt an: Ungefähr 8 Kilometer Entfernung, Kurs Westsüdwest. Würden wir uns in der Mayday Bay dem Ufer entlang schlängeln, dann kämen wir mindestens auf die doppelte Strecke. Die Dünung hat wieder zugenommen. Auch der Wind bläst uns ins Gesicht. Unter diesen Bedingungen benötigen wir rund 1,5 Stunden für die Überfahrt. Als wir uns Cacbolo nähern, entdecken wir 2 Hunde, die neugierig in unsere Richtung blicken. Wir landen an und wollen gerade eine Kekspackung öffnen, als wir einen der zwei Streuner in unserer Nähe bemerken. Es ist eine Hündin, abgemagert bis auf die Knochen. Ängstlich schleicht sie sich an. Immer wieder macht sie ein paar Schritte zurück, um dann doch langsam weiter an uns heran zu rücken. Nathalie wirft ihr ein Keks zu. Hungrig verschlingt sie es. Es stehen ein paar Hütten im Wald, doch die sind verlassen. Auf sich allein gestellt wird die Suche nach Futter wohl meistens ein hoffnungsloses Unterfangen sein. Der zweite Hund beobachtet uns aus sicherer Entfernung. Er knurrt immer wieder. Man merkt die Zerrissenheit zwischen der Furcht vor uns Fremden und dem Bedürfnis nach Essen. Wir lassen ihnen den Inhalt der zweiten Packung Kekse da. Nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber vielleicht wird der Hunger wenigstens für kurze Zeit gestillt. Mitnehmen können wir sie leider nicht.

 

 

 

 

So lassen wir Cacbolo Island hinter uns und nähern uns wieder dem Festland. Leichter Regen setzt ein. Am Amalingat Point trifft die Dünung mit großer Wucht an die Küste. Das laute Geräusch der brechenden Wellen wird plötzlich von einem noch lauteren Donner durchbrochen. Wir zucken zusammen. Das Hinterland erhebt sich bis auf 500 m über dem Meer und so sind uns die tiefschwarzen Wolkentürme entgangen, die nun ihre aufgeladene Energie wütend entladen. Wir paddeln nahe am Ufer, doch eine geeignete Stelle um an Land zu gehen ist nicht in Sicht. In der ersten Bucht wird der Strand von brechenden Wellen bewacht. Der Meeresgrund scheint erst sehr spät abzuflachen, denn die gesamte Energie der Dünung entlädt sich in einer riesigen „dumping wave“. Bei flacheren Küstenverläufen kann die Energie in mehreren Reihen in sich zusammenfallender Wellen verpuffen, hier knallt sie mit einer einzigen, gewaltigen Welle an den Strand. Mit voll beladenen und somit sehr schweren Kajaks ist das Anlanden in einer Surf-Zone immer eine sensible Angelegenheit. Und so wollen wir hier nicht eventuellen Schaden an den Booten, oder schlimmer an uns riskieren und suchen weiter. Aber hinter dem nächsten Kap das selbe Bild. Das Donnergrollen wird noch lauter und ein sicheres Anlanden ist auch hier nicht möglich. Sollen wir es trotzdem wagen? Die Stimmung ist sehr angespannt. Dann entscheiden wir uns noch um das nächste Kap herum zu fahren. Jibboom Bay ist ein große Bucht, wo wir Schutz finden könnten. Wenn uns Blitz und Donner keinen psychischen Druck auferlegen würden, so wären die verbleibenden Kilometer kein großes Problem. Nach weiteren 5 Kilometern haben wir es geschafft. 36 Kilometer heute, unter recht anspruchsvollen, kräftezehrenden Bedingungen haben uns müde gemacht. Im Regen bauen wir unser Camp auf. Eigentlich wollen wir uns nur hinlegen, aber wir müssen noch etwas essen. Bis auf ein paar Snacks haben wir  noch nicht viel zu uns genommen. So raffen wir uns auf und kochen. Wir brauchen die Energie für die morgige Etappe. Bei der Distanz, die wir heute geschafft haben, dürfte das Morgen der Zieleinlauf werden.

Vor der wild zerklüfteten Kulisse des Landesinneren im Südosten und blauem Himmel über uns packen wir unser Camp mit gemischten Gefühlen. Zum Einen freuen wir uns das Ziel wirklich wie geplant erreichen zu können (wenn alles gut geht), aber auf der anderen Seite sind wir auch ein bisschen traurig, dass das unsere letzte einsame Nacht an einem namenlosen Strand gewesen sein wird. Vorbei an langen Bambusstangen, die meterhoch aus dem Meer ragen und zum Befestigen von Fischernetzen verankert worden sind, paddeln wir an einem Fischerdorf vorbei und setzen auf Zoe Island über. 

Nun trennen uns nur noch wenige Kilometer von der St. Paul Bay, der finalen Bucht. Der Dschungel hier ist über weite Bereiche Teil eines Nationalparks. Entstanden ist dieser aufgrund des „Underground Rivers“,  den mit 8,2 Kilometern Gesamtlänge längsten schiffbaren, unterirdisch verlaufenden Fluss der Welt. Die UNESCO hat dieses Naturwunder 1999 als besonders schützenswert erachtet und mit der Auszeichnung Weltnaturerbe ausgezeichnet. Den Eingang des Underground Rivers aus der Distanz von Kilometern zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Mithilfe der Seekarte ermittle ich den Kurs zum "Subterrenean River". Ein Kleid aus dichter Vegetation verbirgt das Tor ins Innere der Erde. Die Sonne knallt unerbärmlich vom Himmel. Wir leiden beide unter Kopfschmerzen von der Hitze und wollen eine letzte Pause einlegen. Eine Urzeitechse patroulliert den anvisierten Strand. Als sie uns kommen sieht, nimmt sie Reißaus.

Dann folgt nur noch ein kurzes Stück zu Wasser. Wir entdecken Ausflugsboote dicht an dicht neben einer Felswand. Das muss der Eingang sein. Touristen, vor allem aus dem asiatischen Raum, kommen hierher um dieses Naturwunder zu bestaunen. Unter neugierigen Blicken der einheimischen Bootsführer und mit der Hilfe dreier übermütiger Kinder ziehen wir die Kajaks den Strand hoch. Wir verstauen alles im Inneren und schließen die Sitzluken.

Normalerweise muss man die Tickets und ein Permit für die Besichtigung in Sabang kaufen. Ich erkläre einer Nationalpark Mitarbeiterin, dass wir aber von Norden aus El Nido kommen, und somit keine Tickets haben können. Ungläubig schüttelt sie den Kopf. Dann lächelt sie und wir erhalten Ersatztickets.

 

 

 

 

In das Höhlensystem dürfen wir mit unseren eigenen Kajaks nicht hinein. So schließen wir uns einer Tour an. Wir stehen etwas müde in voller Expeditionsmontur neben einer Gruppe chinesischer Touristen. Nach längerem Warten wegen eines plötzlichen Platzregens besteigen wir ein Kanu, mit welchem uns ein einheimischer Guide hunderte Meter in die Höhle hinein führt. Wir passieren enge Durchfahrten, riesige, kathedralenartige Hohlräume, meterlange Stalaktiten und Stalakmiten. Zig tausende Fledermäuse und Schwalben sind unsere Begleiter.

Wieder bei unseren Booten legen wir ein letztes Mal ab. Nur noch ungefähr 3 Kilometer bis Sabang. Affen spazieren an den Stränden, suchen nach Essbarem. Eine Riesenechse verschwindet im Dickicht, als ein Schwarm Papageien unter lautem Gekreische über den Baumkronen davonzieht. Vor Nathalies Bug zischen drei fliegende Fische pfeilartig durch die Luft, um nach einem gut 50 m langen Flug wieder ins Wasser einzutauchen. Auf unseren letzten Metern präsendiert sich das Tropenparadies Palawan noch einmal von seiner faszinierendsten Seite. Dann erblicken wir die ersten Häuser. Sabang liegt am südlichen Ende der St. Paul Bay. Wir sind am Ziel.

Nun beinahe, denn schon von Weitem haben wir (wieder einmal) die tosende Brandung gehört, die ihre Energie mit voller Wucht auf den weiten Sandstrand entlädt. Wir tasten uns an die Brecherzone heran und warten dann erst einmal ab. Die Wellen kommen wie fast immer in Sets, das heißt in Gruppen, in denen sie zuerst größer, dann aber auch wieder kleiner werden. Dieses Muster wiederholt sich immer und immer wieder. Für das Anlanden ist es wichtig den Zeitpunkt hinter der letzten großen Welle abzuwarten. Genau dann nämlich gilt es loszupaddeln. Ein Einheimischer am Ufer hat uns bemerkt. Er hält ein Funkgerät in der Hand und gehört wahrscheinlich zu dem dahinter liegenden bungalowartigen Hotel. Er beobachtet uns und scheint über das Geschehen per Funk Bericht zu erstatten. Wir besprechen die Lage ein letztes Mal. Ein weiteres Set ist durch und Nathalie beginnt die letzte große Welle zu verfolgen. Wie wild paddelt sie so fest es geht hinterher. Sie will, wenn irgendwie möglich, nicht von einer Welle aufgegabelt werden. Das Problem ist die Wellen sind viel schneller als wir paddeln können. Mit Rückwärtspaddeln kann man dem Mitgenommen werden zwar entgegenwirken. Doch wenn die Kraft der Welle zu groß ist, dann ist es besser kontrolliert abzusurfen. Genau das passiert jetzt. Ich sehe, wie sich der Bug von Nathalies Kajak nach unten verlagert. Sie wird schneller und schneller. Mit dem Paddel hält sie Kurs, dann drängt die Welle sie zur Seite. Geschickt kontrolliert Nathalie den Kurswechsel mit einer Paddelstütze, um gleich mit der nächsten Welle weiter zu surfen. Der Mann mit dem Funkgerät eilt herbei, während Nathalie das Kajak an Land wuchtet.

Am nächsten Tag war von den Wellenbergen nicht mehr viel zu sehen 

Geschafft! Ich freue mich, bin aber auf der anderen Seite noch ziemlich angespannt, denn die Surfzone mit bis zu 1,5 m hohen Brechern liegt noch vor mir. Da muss ich jetzt durch. Auch ich lasse die letzte große Welle eines Sets unter mir durch, um ihr gleich danach mit voller Power nachzupaddeln. Mit dem Wissen der viel höheren Geschwindigkeit der Wellen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis mich die nächsten großen einholen würden. Da hebt es mich auch schon hoch. Der Bug meines Kajaks taucht tief nach unten und die plötzliche Beschleunigung ist gewaltig. Auf einer großen Welle mit einem 5 m langen, voll beladenen Kajak zu surfen ist ein fantastisches Gefühl. Mir sitzt zwar die Angst im Nacken, aber auch ein Lächeln im Gesicht. Ich korrigiere den Kurs so gut wie möglich. Das bedarf eines kräftigen Drucks am Paddel, den das Gewicht der Wassermassen ist gewaltig. Die Welle drückt mich zur Seite. Ich steche mit dem Paddel auf Schulterhöhe in den Brecher und werde über längere Zeit seitlich in der Gischt mitgenommen. Anschließend drehe ich das Boot so schnell wie möglich um den Schub der nächsten Welle auszunützen und die verbleibenden Meter Richtung Ufer zu gleiten. Es treibt mich den Strand hoch. Ich springe aus dem Kajak und ziehe es rasch höher. Das Grinsen im Gesicht ist mittlerweile einem Jubelschrei gewichen. Noch voller Adrenalin nach diesem wilden Wellenritt blicken wir zurück. Unaufhörlich donnern die Wellen an Land. 280 Kilometer entlang der wilden Nordwestküste Palawans haben wir zurückgelegt um von El Nido nach Sabang zu gelangen. Ein einmaliges Abenteuer geht zu Ende.

 

Die erste Befahrung der Nordwestküste Palawans von El Nido nach Sabang!*

 

 

 

 

The first exploration of the northwestern coast of Palawan 

from El Nido to Sabang in Sea Kayaks**

 

 

Vielen Dank unseren Sponsoren für Ihre Unterstützung !

Many thanks to our sponsors for their support !

 

Aufgrund unserer Zusammenarbeit mit TRAK kayaks sind wir Teil des 

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* Trotz intensiver Recherche habe wir keinen Hinweis für eine bisher durchgeführte Befahrung dieses Küstenabschnitts mit Seekajaks gefunden. Sollte es eine solche aber schon zuvor gegeben haben, dann bitte um diesbezügliche Kontaktaufnahme. Danke.

** An intensive research showed no signs of a previous journey with sea kayaks along this part of the coastline. If you have any other information - please contact us. Thank you.

 

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