"The Everglades. Just about everyone
              has heard of them. But what are the Everglades ? Ask twenty people
              and you get twenty different answers. Yet most conceptions of the
              Everglades center around two mental pictures. First picture:
              Everglades as jungle. This image has tall trees towering over
              gloomy swamps with snakes hanging from tangled vines. Alligators
              lurk beneath coffee-colored waters, while strange birds deliver
              stranger calls that echo across the ooze. Second picture: A
              limitless plain of verdant grass growing out of water. The sun
              beats over the harsh bleakness, punctuated only by violent
              thunderstorms. An occasional bird flaps its wings across an
              endless horizion. Neither image is entirely incorrect.
              
              ... there are eight
              different ecosystems within the preserve boundaries. But for the
              Everglades paddler, there are two primary environments: the
              coastal mangrove swamp and the Gulf of Mexico, also known as the
              "outside"."
              
              "A
              Paddler´s Guide to Everglades National Park" by Johnny
              Molloy     
              
                       
              "Der River of Grass ist die größte subtropische Wildnis auf
              dem amerikanischen Festland und der drittgrößte Nationalpark
              außerhalb Alaskas. Der Park ist als Kulturerbe ausgewiesen, ein
              internationales Biosphärenreservat und ein Feuchtgebiet von
              internationaler Bedeutung. Wer den Park nicht selbst besucht hat,
              wird sich nicht vorstellen können, wie einzigartig er ist ...
              "
              
              Der National
              Geographic Traveller "Miami und die Florida Keys"   
              
               
              
              
               
              
                       
              Mehr Gründe braucht es nun wirklich nicht, um mit unserem
              Faltkajak "bewaffnet" dem feucht-trüben, kalten
              Winterwetter Wiens den Rücken zu kehren und der Sonne entgegen
              ins wohlig-warme Florida aufzubrechen, mit eigenem Boot tief in
              diese Wildnis vorzudringen und mit allen Sinnen nach der
              geheimnisvollen Schönheit der Everglades zu suchen.
              
              22.12.2008   Key Largo (Hilton Beach)
              > North Nest Key
              
                       
              Wir stehen am Strand des Hilton Hotels in Key Largo und blicken
              über die türkis-blauen Wasser der Florida Bay, die heute nur so
              übersät sind von "white caps" (weiß schäumende,
              brechende Wellen). Ein ca.  20 -
              25 Knoten (ungefähr 36 - 45 km/h) starker Nordwind treibt sie vor sich her. Es ist der 22.Dezember 2008 und wir sind startklar. Gerade
              haben wir unser Faltkajak zusammengebaut und es mit
              Essensvorräten für 2 Wochen beladen. Der Page des Hotels hat
              sich gewundert, das er nicht wie üblich den Parkplatz mit dem
              Gepäckswagen ansteuern soll, sondern den Strand. Bis fast zum
              Wasser hat er das schwer beladene Gefährt gezogen. "Danke,
              den Rest erledigen wir selbst.", und wir verabschieden uns
              von dem gemütlichen Quartier, das wir uns wegen der guten Lage,
              was unseren Tourstart betrifft, ausgesucht haben. 
              
              
              
              Morgen geht´s
              los
              
              Blick vom Balkon
              über die Florida Bay nach Norden
              
                       
              Die vergangenen 2 Tage ist die Wasseroberfläche spiegelglatt
              gewesen. Wir stemmen uns gegen den Wind und setzen uns ins Boot.
              Das sieht nach harter Arbeit aus. Während der ersten
              Paddelschläge mit unseren hier neu erstandenen "Werner"
              Paddel (zu Hause kosten die "Dinger" ca. 340 Euro, das
              Stück (!) - hier haben wir unter (!) 200 Dollar bezahlt, was bei
              dem momentanen Wechselkurs fast die Hälfte ist :-), ist sofort
              vollste Konzentration gefordert, damit der Wind uns dieselben
              nicht gleich wieder entreißt. Langsam kämpfen wir uns Shell Key
              ("Key" heißt Insel) entgegen. Ca. 1,5 bis maximal 2
              Fuß (45 - 60 cm) hohe Wellen prallen in kurzen Abständen hart
              gegen den Bug. Wir sind nach kurzer Zeit triefend naß. Oft kommen
              wir nahezu zum Stillstand und müssen dann mühsam erst wieder
              Reisegeschwindigkeit aufnehmen. Das anpaddeln ist aber der
              anstrengendste Teil. Ein Pausieren gibt es so und so nicht. Schon
              die kürzeste Pause treibt uns sofort wieder dem Ausgangspunkt
              entgegen, also weiter. Mittendrin wird die seichte Bucht
              dann so niedrig, das Nathalie aussteigt, das Boot an die Hand nimmt und sich zu Fuß dem Wind entgegenstemmt. 
              
              
              
              "Kayak
              Wading"
              
                        
              Ich habe den Kurs
              nach North Nest Key, dem heutigen Etappenziel, vorher berechnet.
              Als wir uns kurz nur auf unser Gefühl verlassen, kommen wir auch
              prompt mal vom Weg ab. So machen wir einen "Schlenker"
              über Whaleback Key (was windtechnisch keine schlechte Wahl
              gewesen ist) und gelangen schließlich, deutlich abgekämpft, nach
              North Nest Key. Phasenweise habe ich gar nicht geglaubt, das wir
              unser Ziel heute überhaupt erreichen werden. Umso größer ist
              dann die Freude. Rosa Löffelschnabler, auf den ersten Blick mit
              Flamingos zu verwechselnde, elegante Vögel empfangen uns mit
              lautem Geschnatter. Pelikane sitzen im Geäst der Mangrovenbäume.
              Da taucht ein Steg vor uns auf. Geschafft ! 
              
              
              
              North Nest Key
              
               Wir landen an und
              Nathalie findet auch gleich einen windgeschützten Zeltplatz.
              Unser Lagerfeuer aus Schwemmholz prasselt in der Abenddämmerung
              und wir blicken nach Westen. Morgen wäre unsere längste Etappe.
              Bei diesem immer stärker werdenden Sturm ?! Wir werden in der
              Früh entscheiden wie´s weiter geht. 
              
              
              "Eau de
              Toilet"
              23.12.2008   North Nest
              Key (Ruhetag wegen Sturm)
              
                       
              Das Abhören des Wetterberichts mit dem VHF-Radio bestätigt
              unseren Entschluss: Wir bleiben ! Das wir schon am zweiten Tag
              einen Ruhetag einlegen müssen ist mir zwar nicht sehr recht, aber
              gegen das Wetter kommt man nicht an. Und somit versuche ich per
              Mobiltelefon, die Ranger Station in Flamingo (ca. 25 km entfernt)
              zu erreichen. 
              
              
              
              Horseshoe
              Crab - Körperlänge 30 cm, mit Schwanz
              50 cm
              
              Im National Park der Everglades ist eine
              Registrierung jeder Tour unbedingt erforderlich und die
              Campplätze müssen im vorhinein bekannt gegeben werden. Deshalb ist es
              notwendig, daß wir, unserer Umdisponierung wegen, das Permit erneuern. Da wir von Key Largo
              aus gestartet sind (was laut Rangerauskunft, vielleicht vor 5
              Jahren das letzte Mal gemacht worden ist), haben wir die Erlaubnis
              per Telefon eingeholt, was längere Verhandlungen mit einem
              Supervisor ("Ober-Ranger") erforderlich gemacht hat.
              Nicht früher als 24 Stunden vor Tourbeginn kann man seine
              "Wunsch-Campplätze" nennen und dann hoffen, daß diese
              auch frei sind. Wir haben Glück gehabt und keinen einzigen Platz
              tauschen müssen. Auch die Änderung heute geht problemlos in
              Ordnung. 
              
              
              
              Die
              türkis-blauen Wasser der Florida Bay
              
                       
              So erkunden wir North Nest Key, sichten Haie in
              der nördlichen Bucht, versuchen uns - ohne Erfolg - mit der Angel
              am Steg, bekommen von einem Touristenpaar, das mit Boot und
              Kapitän bei "unserer" Insel anlegt, frisches, kühles
              Obst serviert (!) ... und werden von einem anderen vorbeifahrenden
              Bootsbesitzer nach abgängigen Kajakern befragt ?!? 
              
              
              
              Kurs 256°
              
               Hoffentlich
              legt sich der Wind etwas. Am Abend erhellt wieder unser Lagerfeuer
              den einsamen Strand auf North Nest Key.
              
              24.12.2008     North Nest
              Key > Shark Point
              
                       
              Der Wind hat etwas nachgelassen. Mit ca. 15
              Knoten (rund 27 km/h) Rückenwind und nur gelegentlich stärkeren
              Böen verlassen wir das urige Eiland North Nest Key und nehmen
              Kurs 256° nach Lake Key. 2 Fuß-Wellen von achtern unterstützen
              unsere rhythmischen Paddelschläge. Bei Lake Key steigen wir kurz
              aus, um gleich einmal im morastigen Untergrund bis zum
              Unterschenkel zu versinken. An solche "ungewöhnlichen"
              Klo-Pausen werden wir uns ab nun gewöhnen müssen ;-) Dann packen
              wir unseren Schirm aus und segeln weiter. Extra für diesen Zweck
              haben wir das Teil mitgenommen und es funktioniert perfekt. 
              
              
              
              "Kayak
              Sailing"
              
               Mit
              ca. 5-6 km/h - was auch unserem Paddeltempo entspricht - gleiten
              wir Richtung Madeira Point, Kurs 284°. Ca. 8 Kilometer ist die
              Querung lang. Da die Inseln nur aus Mangroven bestehen, aus dieser
              Distanz ineinander überzugehen scheinen, und keinerlei markante
              Punkte auszumachen sind, stellt die Überfahrt auch eine
              navigationstechnische Herausforderung dar. Neben dem Kompass
              unterstützt uns auch unser (altbewährtes) GPS, in das ich mit Hilfe der Seekarten gewisse
              Wegpunkte als Backup eingegeben habe. 
              
              
              
              Osprey
              
                       
              Wegen der oft nur
              Zentimeter-tiefen riesigen Untiefen, existieren mancherorts
              markierte Kanäle, die es dann mit einer Tiefe von 1-2 Fuss (30-60
              cm) auch kleineren Motorbooten erlauben durch das Inselgewirr zu
              manövrieren. 
              
              
              
              Marker im
              Wasser begrenzen einen "Channel"
              
              Wir folgen einem der Kanäle und gelangen über den
              südlichen Rand der Madeira Bay via Crocodile Dragover auf einer
              Diretissima zum Mosquito Point. Trotz unseres extrem geringen
              Tiefgangs, der uns solche Direktverbindungen erst möglich macht,
              bleiben wir dennoch an einer Stelle "stecken". Wieder
              einmal stapft Nathalie mit dem Kajak an der Leine über morastiges
              Terrain. Gegen 15 Uhr 45 erreichen wir dann Shark Point. Unser
              Etappenziel. Von den 17 nautischen Meilen (ca. 30,6 km) sind wir
              gut 2 Drittel gesegelt :-)
              
                       
              Die Anlegestelle - eine kaum 3 m breite
              Öffnung im Mangrovendickicht - zu diesem eigentlich
              nicht mehr gebräuchlichen Campplatz finden wir nach kurzem
              Suchen. Knietief versinken wir in stinkendem Matsch, bevor wir von
              Horden von Mosquitos heimgesucht werden. Urig ist es zweifellos.
              "Eaten alive" ... Nathalie kassiert an diesem Abend den
              Großteil der Mosquito Bisse der gesamten Tour. Und das erstickend
              feucht-tropische Klima nachts im Zelt, lässt mich vor Schweiß
              klebend nur schlecht einschlafen. Fröhliche Weihnachten ;-)
              
              25.12.2008     Shark Point
              > East Clubhouse Beach
              
                       
              Das Wetter ist wie bisher auch ... durchwachsen. Im Gegensatz zu
              gelegentlichen Schauern untertags, öffnet der Himmel seine
              Pforten heute genau zu dem Zeitpunkt, als wir gerade noch nicht im
              Boot sitzen. Diese Art "Muntermacher" in der Früh
              brauch´ ich gar nicht. Der kurze Ärger ist
              aber schnell verflogen, als wir endlich durch das, zum Glück
              durch die Ebbe nur wenig längere "Mudflat" (den
              "Matschstrand"), der "Insel der Quälgeister"
              endlich den Rücken kehren und Richtung Joe Kemp Key paddeln.
              Johnny Molloy schreibt in "A Paddler´s Guide to Everglades
              National Park": "... Mosquitoes can rule the scene here.
              This may be the buggiest backcountry campsite in the Everglades,
              ..., guaranteeing solitude for you and the mosquitoes." Dem
              können wir nur beipflichten.
              
              
              
                       
              Ab Joe Kemp Key spannen wir wieder unseren "Segelschirm"
              auf und lassen uns von den noch immer vorherrschenden Süd-Ost Winden
              Richtung Flamingo treiben. Es regnet in mehr oder weniger
              regelmäßigen Abständen, aber nie sehr lange. Ein markierter
              Kanal macht das Navigieren einfach. Flamingo ist eine kleine
              Ansiedlung am südlichen Ende der Everglades. Ein recht großes
              Motel thront nach seiner Zerstörung durch einen Hurrikan nur mehr
              als verlassene, zum Teil verfallene Ruine am Ufer. Ein kleiner
              Marina (Hafen), ein sehr kleiner Shop mit dem wirklich nur
              allernötigsten, was man so zum "Überleben" braucht und
              ein Parkplatz sind die Eckpunkte dieses einzigen Ortes innerhalb
              der Parkgrenzen. Wir wollen hauptsächlich unsere Wasservorräte
              auffüllen. Zu Essen haben wir genug. Vielleicht ein kleiner Snack
              oder ein kaltes Getränk (!!), das wäre schon toll :-)
              
                       
              Einen "kurzen" Abstecher vor der
              Hafeneinfahrt büßen wir mit einer kleinen Gehstrecke - wieder
              einmal nämlich sind die Untiefen sogar für unser Boot zu seicht.
              Um nicht zu tief zu versinken, entwickelt Nathalie eine ganz
              "eigene" Gehtechnik ... mit Erfolg. Schließlich biegen
              wir in den geschützten Hafenbereich ein und suchen einen
              Anlegeplatz für unser Kayak. Wir spazieren, mit Schwimmwesten und
              Spritzdecken noch immer "am Mann", zu den Rangern, um
              unser Permit in Papierform abzuholen. Ein paar Details, die wir
              noch gerne zu der "Nightmare Route" gewußt hätten,
              kann uns die Rangerin nicht beantworten. Wichtig ist nur, daß wir
              eh einen Kontakt angegeben haben, für den Fall, daß wir es nicht
              schaffen. Passt ;-) Wir werden uns das vor Ort ansehen. 
              
              
              
              An der
              Bootsrampe in Flamingo
              
                       
              Im dürftig ausgestatteten Marina-Shop kaufen
              wir nur das ersehnte kalte Getränk und ein paar Leckereien. Dann
              füllen wir unsere Wasserbeutel mit insgesamt 56 Litern (!!!) auf
              und verstauen alles ziemlich gut im Boot. Das sollte bis zum
              Tourende reichen. Süßwasser wird man nämlich in den Everglades
              vergeblich suchen. Bevor wir wieder ablegen, sehen wir uns noch
              den Startpunkt des "Wilderness Waterways" an. Dieser 99
              Meilen - Wasserweg ist auch für Motorboote befahrbar, und viele
              Kanuten machen sich hier auf den Weg durch die Glades nach
              Norden. Ein fast 4,5 Meter langer Alligator liegt neben einem
              kleineren Weibchen auf der Uferböschung in der Sonne. Wir staunen
              über die beachtliche Größe der urigen Echsen und sind schon
              gespannt, was uns noch alles so begegnen wird. Unsere Route führt
              uns weg von dem recht "ausgetretenen" Wilderness
              Waterway und zuerst um das berühmt-berüchtigte Cape Sable.
              Dorthin brechen wir jetzt auf und nehmen die letzten paar
              Kilometer nach East Clubhouse Beach in Angriff. Den Wind von
              Achtern spürend, können wir der "Segel-Versuchung"
              nicht widerstehen und bestaunen die dichte Vegetation am Ufer
              ruhig im Boot sitzend und dem Gesang der vielen Vögel
              lauschend. 
              
                       
              Nachdem wir unser Camp aufgeschlagen haben, besucht uns ein
              Kayaker ("I tell ya, man!"), der am Cape ein paar Tage
              zum Angeln bleiben will und erzählt uns folgende
              "Schauergeschichte" in breitem Südstaaten-Akzent: 2
              Kanuten sitzen am ersten Abend ihrer Tour im Freien und bemerken
              die Horden an "no-see-ums", nur ca. 1 mm großen,
              beißenden Minifliegen, die beginnen, sich an ihnen satt zu essen.
              Im Zelt Schutz suchend, entdecken sie, daß das Fliegengitter zu große Maschen hat, und die Biester problemlos ihr
              blutiges "Handwerk" fortsetzen. Sie zünden eine "Mozzies"-vergiftende
              "Rauchbombe", die nur für die Verwendung unter freiem
              Himmel gedacht ist, direkt im Zelt und sitzen die ganze lange
              Nacht wach, um in der Früh, beim ersten Morgengrauen, die
              Flucht nach Hause anzutreten. Was für eine monumentale
              Lagerfeuergeschichte. Noch sind wir nur wenigen "no-see-ums"
              begegnet, aber die Vorfreude steigt damit ins unermessliche ;-)
              
              26.12.2008     East
              Clubhouse Beach > Middle Cape
              
                       
              Am Morgen ist harte Arbeit angesagt. Die Ebbe ist sehr weit
              draußen, und das heißt ... schleppen. Zuerst das Boot, dann das
              Gepäck und die Unmenge an Wasser. Das Faltkayak können wir nicht
              über das mit scharfen Muscheln übersäte "Mudflat"
              ziehen. Außerdem versinken wir schon so stellenweise bis zum Knie
              im Schlamm. Also gehen wir halt hin und her, und hin und her,... 
              
              
              
              East
              Clubhouse Beach bei Ebbe - Wie oft sind
              wir schon hin und zurück marschiert ???
              
              
                        Wir paddeln und segeln bis East Cape, machen eine Pause. Am Weg
              nach Middle Cape, dem nächsten Kap auf diesem nur aus Stränden
              bestehendem Küstenabschnitt, packen wir den Schirm dann ein (der
              mittlerweile schon sehr stark mitgenommen wirkt - wie lange wird
              der noch halten ?!), und beginnen die nun von schräg hinten
              kommenden Wellen "abzureiten". Bis zu 4 Fuß (ca. 1,2 m)
              sind die kraftvollen Wasserberge hoch, und schieben uns zügig
              über die weite Bucht. Ein perfekter, steil abfallender Strand
              (was uns ein angenehmes Beladen und Ablegen garantiert) empfängt
              uns mit eindrucksvoller Kulisse: Wild-romantischer Wald hinter
              einem weißen (Muschel)Strand, eine Unmenge an Pelikanen und
              Reihern, sowie Möwen laben sich an riesigen, aus kleinsten
              Fischen bestehenden Fischschwärmen. Wir sind begeistert und
              beschließen zu bleiben. (Eigentlich hätten wir bis Northwest
              Cape weiter fahren "müssen", aber noch besser geht es
              wohl nicht.) 
              
              
              
              Middle
              Cape - Cape Sable
              
                       
              Am Abend dann ... Ärger !!! Erstmals "no-see-ums", und
              zwar zu tausenden !!! ("I tell ya, man !"). Wir bewaffnen
              uns mit Insektenspray (der anscheinend ein Grundnahrungsmittel der
              Biester zu sein scheint) und Kopfnetzen (die zwar
              "dicht" sind, aber etwas störend ... besser als
              zerbissen ;-) Schließlich geht meine Stirnlampe ein (obwohl die
              Batterien voll sein sollten ??) und dann geht der Kocher 3 x aus.
              Die Stimmung ist nicht gerade auf ihrem "Höhepunkt" ...
              vorsichtig ausgedrückt. Der allabendliche Lagerfeuerausklang
              versöhnt uns dann wieder etwas, und eine Stunde nach
              Sonnenuntergang verschwinden dann auch die Plagegeister ... wohin
              auch immer. Gute Nacht !
              
              27.12.2008     Middle Cape
              
              (Ruhetag)
              
                       
              Viel Sonne - Strandspaziergang - weitere Route planen - lesen -
              Tagebuch schreiben ... Ein Traumtag ! 
              
              
              
              Blick über
              den Golf von Mexiko
              
                       
              Noch beim Eintreffen auf Middle Cape gestern
              haben wir uns gewundert, warum ein Zelt an der wohl windigsten
              Stelle des gesamten Kaps steht, und die 2 Camper mitten im Sturm
              sitzen. Nach der gestrigen, abendlichen "no-see-ums"-Tortur
              liegt der Grund mehr als nur klar auf der Hand: "no-see-ums"
              mögen Wind ... nicht ! Hier gilt: Umso ausgesetzter der Platz,
              desto besser. Kurzerhand ziehen wir unser Zelt zig Meter über den
              Strand, um kurz vor Sonnenuntergang eine etwas
              "zugigere" Ecke für die Nacht zu finden. Die Nacht wird
              trotzdem zur Qual. Am Zelteingang sitzen die Biester und warten.
              Im Zelt töten wir jedes einzelne 1 mm kleine Insekt, bevor wir
              schlafen gehen. Dann muß ich "aufs Klo" (hätte doch
              weniger trinken sollen), also raus. Da erwischen sie mich und
              laben sich an mir ohne Ende. Wieder rein ins Zelt. Wieder alle
              Viecher, die mit ins Zeltinnere mitgekommen sind, suchen und
              töten. Kurz Pause. Ein Versuch zu schlafen. Quälender Juckreiz !
              Kratzen, auch wenn man´s nicht soll ist ... himmlisch. Dann
              erneut "Klodrang" !!! Nathalie geht es um nichts besser.
              What a night ! Wir fiebern dem Sonnenaufgang entgegen.
              
              28.12.2008     Middle Cape
              > Oyster Bay Chickee
              
                       
              Wegen der recht langen nächsten Etappe stehen wir um 6 Uhr
              morgens auf. Frühstück im Zelt. Dann hinein in die volle Montur:
              Jacke, Beinlinge, Neoprenüberschuhe, Handschuhe und Fliegennetz
              für den Kopf. In dieser "mozzie"-Rüstung packen wir im
              Morgengrauen und sind um 8 Uhr 30 abfahrbereit. Wir verlassen das
              Traum Camp, trotz der albtraumartigen letzten Nacht, vollauf
              begeistert. Dieses fantastische Fleckchen Erde - oder besser
              Strand, war (fast) jeden "no-see-ums" Biss Wert. (Oder
              anders gesagt: Um diese einzigartige Landschaft zu erleben, muß
              man anscheinend bereit sein, im wahrsten Sinne des Wortes, dafür
              zu bluten ;-)
              
                       
              Schon 75 Minuten paddeln, bei einem mittelmäßigen Nordoster,
              lässt uns Northwest Cape erreichen. Bereits gestern sind uns 2
              Mexikaner in einem kleinen Motorboot aufgefallen, die immer wieder
              mal in einiger Entfernung den Strand abgefahren sind. Ihr Aussehen
              gleicht eher dem von Statisten in Quentin Tarantino´s "Titty
              Twister" aus "From Dusk till Dawn", als dem von
              Fischern im Golf von Mexiko. Auch ihr Verhalten ist eigenartig: Sie werfen zwar gelegentlich unmotiviert ihre 2
              kleinen Angeln aus, nur um dann wieder in Höllentempo die Ufer zu
              patroullieren. Wir wissen nicht ganz, was wir davon halten sollen.
              Ein Boot scheinen sie ein Stück des Weges zu eskortieren. Wir
              versuchen Sie möglichst NICHT zu beachten, während wir uns in
              diesen Momenten viel zu langsam weiter nach Norden vorarbeiten.
              Drogenschmuggler ? Menschenhändler ? In einer Flußmündung
              versteckt, stehen dann auch noch 2 oder 3 Boote, genau können
              (und wollen) wir das nicht erkennen. Mehrere Personen scheinen
              über etwas zu verhandeln. Oder unterhalten sich nur ein paar
              Fischer - Kumpels ?? Es wird Zeit, das wir diesen Abschnitt hinter
              uns lassen. Unermüdlich paddeln wir ohne jegliche Pausen immer
              weiter. Außer diesen zwielichtigen Personen ist keine
              Menschenseele zu sehen. Sicherheitshalber habe ich sogar das VHF
              Radio bereitgelegt, um im Fall der Fälle noch rasch einen Notruf
              abgeben zu können. Aber was genau da vor sich gegangen ist,
              werden wir wohl nie erfahren. Denn irgendwann ist von den
              "Mexikaner" nichts mehr zu sehen. Strange !
              
              
              
              Von
              unzähligen Hurrikans gezeichneter Küstenabschnitt
              
                       
              Die Landschaft hat sich von kilometerlangen Stränden über
              riesige tote Wälder (Hurrikanschäden) wieder zu dichten
              Mangrovenwäldern hin verändert. Bis zur Mündung des Little
              Shark Rivers frischt der Wind ordentlich auf. Eine magische
              Begegnung mit einem riesigen Delfin, der bis auf eine paar Meter
              an unser Kayak herankommt, gibt uns Kraft für das daraufhin
              folgende Gegenwind-paddeln "flußaufwärts". Wir
              verlassen die Küste und dringen in den mangrovenbewehrten
              Flußirrgarten der Everglades ein. Unser Ziel ist Oyster Bay
              Chickee. 
              
                       
              "Chickee" bedeutet "Haus ohne Wände", und
              Indianer, die diese Regionen Floridas zu allererst besiedelten,
              waren die "Erfinder" und Namensgeber dieser Art
              Plattform auf Stelzen, die auf allen Seiten offen, nur durch ein
              Dach vor Regen geschützt ist. 
              
              
              
              Oyster Bay
              Chickee
              
                       
              Um kurz vor 14 Uhr biegen wir um eine kleine
              Insel herum und erreichen unser Nachtlager. Das Entladen des
              Bootes ist über die Leiter auf den Steg zuerst nicht ganz
              einfach. Nachdem wir alles von Bord gebracht haben, befestigen wir
              das Kajak an der windabgewandten Seite des Chickees, damit es
              nicht an den teilweise mit scharfen Muscheln bewachsenen Pfosten
              scheuert. Wir errichten das Camp und essen zeitig, um die "mozzie"
              (Insekten)-freie Zeit und die letzten Sonnenstrahlen auszunützen.
              Kaum beginnt es zu dämmern, lassen sich dann auch pünktlich die ersten
              Plagegeister blicken. Wir sind mit langem Gewand und
              "Fliegengitter" am Kopf schon gerüstet, wollen aber
              eigentlich bald ins Zelt verschwinden. Zwei Delfine blasen
              lautstark Luft aus, während sie die Ränder der Bucht nach
              Nahrung erkunden. Wir lauschen der Stille.
              
                       
              Unsere Plattform ist durch einen Steg mit einer zweiten verbunden,
              auf der schon bei unserer Ankunft ein Zelt gestanden ist. Jede
              Menge Benzinkanister und Vorratsboxen stehen daneben. Es scheinen
              Fischer mit einem Motorboot zu sein, die dann kurz vor Einbruch
              der Finsternis um die Ecke tuckern. Sie sehen uns während des
              Anlegens in unserem "Mosquito-Kampfgewand" und einer
              fragt wie es um die Biester so steht. "Sind schon einige
              unterwegs", antworte ich. "Keine Sorge, gleich herrscht
              hier Ruhe", teilt man uns mit. Dann beginnt ein eindrucksvolles Schauspiel: Wie ein "Mozzie-SWAT Team",
              eine "no-see-ums"-Guerilla Einheit gehen die drei
              Kumpels die Sache an. Einer springt von Bord, mit einer Riesendose
              (Hardcore) Insektenspray bewaffnet und vernebelt die nächste
              Umgebung - das ist die erste Maßnahme um sich frei bewegen zu
              können. Während sich die Nebelschwaden lichten zündet ein
              zweiter "Kämpfer" mit kleinen Propangaskartuschen
              betriebene Geräte, die ein Blättchen erwärmen, das Dämpfe an
              die Umgebung abgibt, und endgültig für "Ruhe" sorgen wird
              (Thermacells). Schließlich werden Citronella-Kerzen entflammt, die neben
              des angenehmen Lichts, ein "Todfeind" der Mosquitos und
              Co. sein sollen. Auftrag erledigt. Das Camp ist
              "insektenfrei" :-) Wir sind beeindruckt.
              
              
              
              "American
              Fishermen"
              
                       
              Was folgt ist ein wohl einmaliger Abend: Tim, der mit seinen
              Freunden Mark und Dan unterwegs ist, weiß genau wie
              "Junior", ein Schwarzer, der seinen massigen Körper aus
              dem zweiten Boot aufs Chickee wuchtet, und sich in breitem
              Südstaatendialekt vorstellt, wie man eine Nacht in den Everglades
              eigentlich wirklich verbringen sollte: Der Holzkohlen-Grill wird
              angeworfen, eine riesige Pfanne herbeigezaubert und erhitzt -
              eiskalte Getränke werden serviert, Cocktails gemischt. Wir
              "müssen" auf ihren Campingsesseln sitzen, im rechten
              Becherhalter ein kaltes Cola, links Vodka mit Eis, über uns der
              sternenklare, mondlose Nachthimmel, keine Insekten, nur das
              Schnauben der Delfine ist zu hören. Wir sind eingeladen an ihrem
              Festessen teilzuhaben: Eine Pfanne mit diversem Dosenessen wird
              lecker gewürzt serviert, dann noch ein Art Eintopf mit
              Steakfleisch und Pilzen, und schließlich wird bester,
              fangfrischer Fisch perfekt paniert in der Pfanne gebruzelt und
              heiß angerichtet, während der nächste schon am Grill wartet,
              verspeist zu werden. Fisch ohne Ende. Wir werden gemästet :-)
              What a day ! 
              
                       
              Tim macht uns später dann ein Angebot, das uns
              fast die Sprache verschlägt. Er hat gefragt, was wir nach dem
              Trip machen - da wir gemeint haben, wir müssen uns irgendwie nach
              Naples durchschlagen und dann wahrscheinlich den Greyhound Bus
              nach Miami nehmen, hat er nun folgende Idee: Er will uns
              persönlich von unserem Endpunkt (wo auch immer der sein mag)
              abholen (was mindestens 1,5 Stunden Fahrt für ihn in eine
              Richtung bedeutet !!), und uns dann zu sich nach Hause einladen
              !!! Er hat ein Haus mit Pool und Garten mit vielen Palmen
              nördlich von Miami in Coopercity und wir können bei ihm und
              seiner 22-jährigen Tochter wohnen bis wir abfliegen. Außerdem
              bringt er uns auch zum Flughafen, das wäre doch viel
              einfacher für uns. Wahnsinn, was für eine Einladung! Wir sind
              überwältigt, von der herzlichen Gastfreundschaft. Sollen wir das
              Angebot annehmen ? Spät in der Nacht verlässt Junior dann Oyster
              Bay Chickee und fährt zum Campen nach Joe River Chickee. Wir
              fallen müde ins Zelt und schlafen bald ein.
              
              29.12.2008     Oyster
              Bay Chickee > Harney River Chickee
              
                       
              Um 6 Uhr 30 stehen wir auf. Nachdem wir von Tim Doughnuts und Kakao
              zum Frühstück bekommen haben, bauen wir das Camp ab. Wegen der tiefen Ebbe, haben wir uns überlegt, das
              Kajak vom Motorboot aus
              zu beladen und nicht über die zu kurze Leiter des Chickees. Da
              meint Tim, er könne ja unser Zeug mitnehmen und es beim Harney
              River Chickee ablegen - wir könnten dann quasi fast leer fahren,
              was uns um einige schneller machen würde. Warum eigentlich nicht
              !?
              
              
              
              v.r.n.l.: Tim,
              Mark, Nathalie, Dan und ich (Peter)
              
              Wir verabschieden uns von Tim, Mark, Dan
              und Junior, der wieder zu uns gestoßen ist, und sehen ihnen nach,
              wie sie mit ihren vielen Angeln und unserer Ausrüstung losfahren.
              Wir haben Tims Telefonnummer und Adresse und er hat noch mehrfach bekräftigt, daß wir uns unbedingt melden müssen, damit er uns
              holen kann. 
              
                       
              Auch wir fahren los: Um das Gepäck erleichtert paddeln wir zuerst
              gegen den Ebbstrom weiter nach Nordosten ins Landesinnere, um
              später gegen die einströmende Flut wieder nach Nordwesten zu
              steuern. Mühsam. Die Sonne brütet über unseren Köpfen -
              anstrengend. Wir passieren unseren ersten Alligator, der sich auf
              einer Schlammbank aufwärmt. 
              
              
              
              Unsere erste
              Begegnung mit einem Alligator
              
              Wir kommen ganz nah an ihn ran - beeindruckend.
              Später passieren wir ein verletztes Manatee, eine Seekuh, die
              durch ein Schiffsschraube eine Wunde am Rücken hat - berührend.
              Viele Alligatorensichtungen folgen. Oft gleiten sie, wenn sie uns
              bemerken, in das braune Wasser der Everglades und verschwinden in
              der Tiefe. Sind sie gerade unter unserem Boot - gruselig ;-)
              
              
              
              Wir treffen
              Tim und seine Freunde wieder - während der Fahrt ...
              
                       
              Als wir Harney River Chickee erreichen sind wir froh unser Gepäck
              auf der Plattform zu sichten. Wir richten unser Camp ein und haben
              es diesmal nicht so eilig mit dem Essen zubereiten. Tim hat uns
              nämlich eine Thermacell Einheit mitgegeben (die Insektenkeule mit
              der Propangaskartusche), außerdem eine Citronella-Kerze. 
              
              
              
              ... zum Harney
              River Chickee
              
              Die "mozzie"-Plage ist wirklich ein
              belastender Faktor am Abend gewesen: Ab jetzt gibt es kein
              Vermummen mehr, das wirkungslose Insektenmittel für die Haut
              können wir uns sparen. Ein wahrlich rettender Geheimtipp für
              Everglades Paddler ! 
              
              30.12.2008     Harney
              River Chickee > Highland Beach
              
                       
              Heute steht die Befahrung der vielversprechenden (was den Namen
              anbelangt) "Nightmare-Route" an. Diese sehr schmale,
              seichte, teilweise überwachsene Passage durch die dichten
              Mangrovenwälder hat ihren Namen vielleicht daher, daß dort ein
              Steckenbleiben bei Ebbe schnell albtraumartige Ausmaße annehmen
              kann, vor allem wenn riesige Insektenschwärme einen bei
              lebendigen Leibe zu verspeisen beginnen ;-)
              
                       
              Das Beladen des Kajaks über die Leiter vom Chickee verläuft
              überraschend problemlos. Zwei Waschbären schwimmen von einem
              Ufer zum anderen. Wir sehen einige Alligatoren, eine Unmenge an
              Vögeln. Der Fluß windet sich und wird immer enger - der Broad
              Creek ist quasi der Zubringer zur Nightmare Strecke, und soll
              eigentlich von der Wassertiefe kein Problem darstellen. Umso mehr
              wundern wir uns, daß wir immer öfter direkten Kontakt mit
              Astwerk und Mangrovenwurzeln unter dem Boot haben. Wir schieben
              und drücken uns den immer schmäler werdenden Flußarm entlang.
              Die Paddel haben wir mittlerweile geteilt und verwenden sie
              einseitig - "Kanu-Style". 
              
              
              
              Unter
              überhängenden Mangroven im immer enger werdenden Broad Creek
              
              Plötzlich versperrt uns ein ca. 30 cm über
              Wasserniveau hinausragendes Hindernis aus Ästen den Weg. Verdammt
              ! Hier ist wohl Schluß ! Wir sitzen fest. Und hier soll es KEINE
              Probleme mit der Wassertiefe geben ?? 
              
                       
              Zuerst warten wir ... und überlegen. Die Flut
              hat langsam eingesetzt, der Wasserspiegel steigt aber noch nicht
              wirklich sichtbar. Es kann noch Stunden dauern, bis wir über das
              Hindernis gleiten können. Ich gebe mit unserem ebenfalls
              von Tim stammenden "Hardcore"-Insektenspray ein paar
              "Warnschüsse" ab, daß die Mosquitos ja auf keine
              schlechte Idee kommen ;-) Nach einer halben Stunde wird es uns zu
              blöd. Enger und überwachsener kann es auf der "Nightmare"
              Route auch nicht mehr werden. Wir haben unseren "Nightmare"
              wohl hier erreicht - was nur heißen soll, mehr Dickicht geht
              eigentlich eh nicht, somit werden wir kurzerhand die Pläne
              ändern und umdrehen. Über den North Harney River gibt es eine
              Verbindung zum Golf von Mexiko und dort werden wir
              "draußen" nach Norden hochfahren, um Highland Beach zu
              erreichen. Die Etappe wird dadurch zwar etwas länger, aber wir
              erreichen so auf jeden Fall sicher unser Etappenziel. Wer weiß,
              ob wir später nicht noch einmal hängen bleiben würden. Wir
              schaffen es an einer breiteren Stelle das Boot zu wenden und
              treten den Rückweg an. Schließlich kämpfen wir uns später
              gegen kräftigen (Nord)Wind, Wellen und Strömung Richtung
              Highland Beach vor. Der fantastische Palmenstrand entschädigt
              für all die Anstrengungen. 
              
              
              
              Highland Beach
              
              
              
              31.12.2008     Highland
              Beach > New Turkey Key
              
                       
              Da der Strand sehr, sehr weit  flach abfällt und bei Ebbe
              somit ein Ablegen unmöglich sein kann, haben wir den Wecker auf 5
              Uhr Früh gestellt ! Wir wollen so zeitig wie möglich aufbrechen,
              um noch einige Zeit vor der maximalen Ebbe möglichst weit
              draußen zu sein. Wir essen eine Kleinigkeit im Zelt und packen
              dann zusammen. Wie immer brauchen wir so ca. 2 Stunden bis wir die
              Paddel ins flache Wasser tauchen und loslegen. Bald geht die Sonne
              auf. Eine magische Morgenstimmung nahezu ohne Wind zieht uns in
              ihren Bann. 
              
                       
              Nach Sonnenaufgang nimmt dann der Wind kontinuierlich zu. Wegen
              riesigen, extrem flachen Stellen, die nicht einmal wir mit unserem
              geringen Tiefgang paddelnd überwinden können, müssen wir weit
              aufs Meer hinaus fahren. Manche Stellen legen wir gehend zurück,
              indem wir das Boot zwischen uns ziehen, Nathalie nennt das "kayak
              wading" :-) Pausen legen wir knöcheltief im Matsch stehend
              ein - was "Klopausen" (auf der "kleinen" Seite)
              anbelangt, so haben wir auch schon die perfekte Technik direkt
              "onboard", besser "über Bord"
              entwickelt  ;-)
              
              
              
              Paddling the
              Gulf of Mexico
              
                       
              Unser eigentliches Ziel wäre Mormon Key gewesen, da uns aber eine
              sehr kleine Insel, New Turkey Key, extrem begeistert, beschließen
              wir hier zu bleiben. Das einzige Problem könnte sein, daß wir
              Besuch von denjenigen bekommen, die sich hier offiziell
              bei den Rangern angemeldet haben. Es kommen dann wirklich noch 5 Kanus mit insgesamt 10 Leuten,
              diese verziehen sich aber an eine andere Stelle der Mini-Insel, so
              feiern wir den heutigen Sylvesterabend quasi doch allein. 
              
              
              
              New Turkey Key
              
              
              
                       
              Um 18 Uhr stoßen wir auf das neue Jahr an, das
              zu dieser Zeit soeben Wien erreicht hat. Prosit !!! Bei einem
              Lagerfeuer im Windschatten unseres Kajaks bereiten wir
              Palatschinken (Pfannkuchen) zu und völlern bis uns fast schlecht
              wird. 
              
              
              
              Happy New Year
              2009 !
              
              Bis auf den regelmäßigen Ruf der Greifvögel,
              die in einem exponierten Baum direkt neben unserem Lagerplatz ihre
              Nest gebaut haben, und im strammen Wind diverse Flugmanöver
              vollziehen, herrscht Stille (mal abgesehen von den immer wieder
              vorbeipfeifenden Windböen) und wir verbringen einen ruhigen
              Jahreswechsel auf einer genialen, wilden Insel.
              
              1.1.2009     New Turkey
              Key > Indian Key
              
                       
              Willkommen 2009 ! Der Vielzahl an Inseln wegen wird dieser Teil
              der Everglades "Ten Thousand Islands", die 10 000 Inseln,
              genannt. Wir paddeln zumeist an der Westseite der äußersten
              Inseln vorbei Richtung Norden. Eine gewisse Nähe zu Everglades
              City erkennen wir an den uns doch merklich häufiger passierenden
              Fischerbooten. Wir überlegen zwar kurz den heutigen Tag (wieder
              illegaler Weise ;-) auf Rabbit Key ausklingen zu lassen, dann
              entschließen wir uns aber, den uns unterstützenden Wind zu
              nützen und weiter zu paddeln. Der seit vielen Tagen nicht mehr
              benützte Segelschirm zerlegt sich beim Versuch ihn wieder einmal aufzuklappen
              in diverse Einzelteile - das Salzwasser hat alle Metallgelenke
              zerstört. Wir fühlen uns fit und peilen eine schmale Passage
              nördlich von Kingston Key an. Auf unserer Seekarte ist eine
              Campmöglichkeit auf Indian Key, der darauf folgenden Insel
              eingezeichnet, die aber anscheinend nicht mehr genutzt wird. 
              
              
              
              Geheimnisvolle
              Lagune auf Indian Key - Ten Thousand Islands
              
              Wir erkunden den Platz ... und wollen hier
              unsere letzte Nacht verbringen. Das Zelt werden wir erst bei
              Einbruch der Finsternis aufstellen, denn hier treffen wir auf die
              ersten Tagestouristen, die von Everglades City aus "Outdoor"-Luft schnuppern möchten. Ja, jetzt ist es wirklich nicht mehr
              weit.
              
                       
              In der Nacht haben wir dann noch eine kurze
              "Auseinandersetzung" mit einem Waschbären. Fast auf
              jedem Strand findet man unendlich viele Fußabdrücke der kleinen
              "Racoons". Gerade mit dem Essen und dem Trinkwasser muß
              man in den Everglades aufpassen. Um an Frischwasser zu kommen tun
              die putzigen Bären fast alles. Mit unserer "Doppelpacksack"-Methode
              sind wir gut gefahren. Ein Rascheln hat mit aufgeweckt, und als
              ich nachsehe, leuchte ich mit der Stirnlampe einem Waschbären im
              Geäst direkt ins Gesicht. Ich verscheuche ihn. Doch einmal
              "Blut geleckt", kommt er hartnäckig immer wieder.
              Irgendwann ist dann Ruhe. Erst in der Früh bemerke ich dann ein
              kleines Loch in einem unserer großen Packsäcke. So werden wir
              uns immer an dieses kleine Biest erinnern :-)
              
              2.1.2009     Indian Key
              > Everglades City
              
                       
              Um kein "Aufsehen" zu erregen bauen wir gleich am Morgen
              das Camp ab. Sicher ist sicher - obwohl dann noch lange keine
              Menschenseele zu sehen ist. Anschließend lassen wir uns Zeit,
              frühstücken langsam und genießen dabei unser letztes
              Lagerfeuer, bevor wir erst gegen 10 Uhr Richtung Everglades City
              ablegen. 
              
              
              
              Bald am Ziel
              
                       
              Ein markierter Channel (Kanal) führt auf den
              finalen Kilometern zurück zur Zivilisation. Wir queren
              Chokoloskee Bay und paddeln den Barron River flußaufwärts. Wir haben
              es geschafft ! 
              
              
              
              Everglades
              City
              
              Auf der Suche nach einer Bootsrampe, wo wir
              unser Kajak entladen können, fahren wir noch gut 2 km ins
              "Stadtgebiet" hinein. Neben einem Fischrestaurant werden
              wir fündig. Wir sind am Ziel !
              
              
              
              Eine spannende und extrem abwechslungsreiche
              Tour geht zu Ende.  
              
                       
              Nachdem wir das Boot ausgeladen und mit einem Wasserschlauch
              abgespritzt haben, zerlegen wir es und legen die Teile zum
              Trocknen auf. Die Ausrüstung wird großteils in die 2 großen
              Packsäcke (je 110 Liter) verstaut, dann essen wir "Fish´n
              Chips" und trinken eiskaltes Cola ... herrlich ! Tim habe ich
              vor ca. 1 Stunde angerufen. Er hat sich sofort auf den Weg gemacht
              um uns abzuholen und an die Ostküste Floridas bei Fort
              Lauderdale zu bringen. Die Aussicht auf die erste Dusche seit 11
              Tagen in "Tim´s Resort" und anschließend einen
              Cocktail am Pool ;-) sind fantastisch. Das Telefon läutet, es ist
              Tim. In ein paar Minuten wird er da sein. 
              
               
              
              Übersicht:
              Florida 2008/09     -    
              Von Key Largo nach Everglades City
              
              
              
               
              
              
                
                
                  
                    |   | 
                    Tag | 
                    Etappe | 
                    von | 
                    nach | 
                    Distanz
                      (nm) | 
                  
                  
                    | 22.12.2008 | 
                    1 | 
                    1 | 
                    Key
                      Largo | 
                    North
                      Nest Key | 
                    6,75   | 
                  
                  
                    | 23.12.2008 | 
                    2 | 
                      | 
                      | 
                    North
                      Nest Key | 
                    0   | 
                  
                  
                    | 24.12.2008 | 
                    3 | 
                    2 | 
                    North
                      Nest Key | 
                    Shark
                      Point | 
                    17   | 
                  
                  
                    | 25.12.2008 | 
                    4 | 
                    3 | 
                    Shark
                      Point | 
                    East
                      Clubhouse Beach | 
                    12,25   | 
                  
                  
                    | 26.12.2008 | 
                    5 | 
                    4 | 
                    East
                      Clubhouse Beach | 
                    Middle
                      Cape | 
                    9,5   | 
                  
                  
                    | 27.12.2008 | 
                    6 | 
                      | 
                      | 
                    Middle
                      Cape | 
                    0   | 
                  
                  
                    | 28.12.2008 | 
                    7 | 
                    5 | 
                    Middle
                      Cape | 
                    Oyster
                      Bay Chickee | 
                    16   | 
                  
                  
                    | 29.12.2008 | 
                    8 | 
                    6 | 
                    Oyster
                      Bay Chickee | 
                    Harney
                      River Chickee | 
                    14   | 
                  
                  
                    | 30.12.2008 | 
                    9 | 
                    7 | 
                    Harney
                      River Chickee | 
                    Highland
                      Beach | 
                    11   | 
                  
                  
                    | 31.12.2008 | 
                    10 | 
                    8 | 
                    Highland
                      Beach | 
                    New
                      Turkey Key | 
                    12,25   | 
                  
                  
                    | 1.1.2009 | 
                    11 | 
                    9 | 
                    New
                      Turkey Key | 
                     Indian
                      Key | 
                    15   | 
                  
                  
                    | 2.1.2009 | 
                    12 | 
                    10 | 
                    Indian
                      Key  | 
                    Everglades
                      City | 
                    6   | 
                  
                  
                    |   | 
                      | 
                      | 
                      | 
                      | 
                    119,75
                      nm | 
                  
                
                
               
              10 Etappen
              > 119,75 nm (Nautische Meilen) entsprechen 215,55 km