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Chile

 

 3.März 2007     Am Rande des nördlichen Inlandeises, des "Campo de Hielo Norte"

 Cochrane, letzte größere Siedlung an der Ruta 7, Chile  

 
"Nur wer ein Auge dafür hat, sieht etwas Schönes und Gutes, in jedem Wetter, 
er findet Schnee, brennende Sonne, Sturm und ruhiges Wetter schön, 
liebt alle Jahreszeiten und ist im Grunde damit zufrieden, 
dass die Dinge so sind, 
wie sie sind."
 
Vincent van Gogh
 
 
- Cerro Castillo -
 

______________________

Felgenbruch !!!

           Als hätten wir jetzt nicht schon genug an den Rädern herumgewerkt. Beim Nachziehen der lockeren Speichen fallen mir die zwei etwa 1,5 cm langen Risse zu beiden Seiten einer Speiche am Hinterrad auf. Verdammt, damit kann ich auf keinen Fall weiterfahren ... schon gar nicht auf dieser "Rumpelpiste". Hier in Coyhaique gibt es 2 kleine Radläden. Einer scheint gut ausgestattet zu sein. Doch die Überraschung kommt prompt. Es gibt keine einziges passendes Ersatzteil. Ich bräuchte eine 32-Loch Felge - alle hier vorhandenen haben 36 Loch. Ärgerlich ! Was tun ?!? Die Idee der dortigen Radmechaniker,  4 Löcher frei zu lassen, verwerfen wir sofort ... zu wenig Stabilität. Dann fällt mir plötzlich etwas ein. Gestern sind 2 spanische Radler angekommen. Sie beenden hier ihre 20-tägige Tour und fliegen übermorgen Heim nach Mallorca. Vielleicht hat einer von ihnen eine passende Felge ! Diese könnte ich ihm ja abkaufen. Also, nichts wie zurück. Wir begutachten ihre Räder und wirklich ... eine Felge würde passen. In einer Art Restaurant finden wir die Spanier und erzählen ihnen von meinem Problem. Langer Rede, kurzer Sinn - Jorge willigt ein. Mit seinem Hinterrad besuchen wir die Radwerkstatt ein zweites Mal und lassen die Felge ummontieren. Paßt perfekt ! Gerettet ! Danke, Jorge - hoffentlich hält deine jetzt bis zum Ende der (Tor)Tour ;-)

 

Carretera Austral Sur

          Am 19.Februar verlassen wir Coyhaique. Bei strahlendem Sonnenschein, wenn auch ziemlich kräftigem Wind, begeben wir uns auf die südliche Hälfte der Ruta 7, der Carretera Austral Sur. Der erste Teil der Wegstrecke durch das relativ baumlose "Valle Simpson", das weite Tal des Rio Simpson, führt uns nach etwas über 40 km zu dem Abzweig nach Balmaceda, dem (einzigen richtigen) Flughafen der gesamten Strecke, der nur 5 km von der argentinischen Grenze entfernt, bereits in der trockenen Pampa Patagoniens liegt. Wir biegen rechts Richtung "Reserva Nacional Cerro Castillo" ab. Eigentlich wollten wir in der Siedlung El Blanco auf einem in unserer Karte eingezeichneten Campingplatz übernachten, doch dieser scheint schon seit geraumer Zeit nicht mehr zu existieren. Da heute noch einige Dinge erledigt werden mussten (die Bank hat erst heute wieder offen, da Montag; E-Mail wegen Ersatzteilen - die nächste "Webmöglichkeit" ist hunderte Kilometer entfernt) sind wir an diesem Tag erst sehr spät, so gegen 14 Uhr nachmittags, aufgebrochen. Also beginnen wir mit der Zeltplatzsuche. 

Die Chilenen "lieben" Zäune. Außerhalb der Nationalparks sind fast alle freien Flächen eingezäunt, viele werden als Weideflächen für die Viehbestände genützt. Eine passendes Fleckchen Erde für unser mobiles Heim ist da gar nicht immer so leicht zu finden. 

... Freier Fall ?!?

Gut, ein Notquartier am Straßenrand ist immer möglich, doch wenn möglich wollen wir das vermeiden. Die Straße ist hier noch asphaltiert, das macht das Vorankommen zwar leichter, doch das ewige Auf und Ab der Streckenführung hat sich seit längerem in einen nur noch nach oben führenden Wegverlauf verwandelt. 600 Meter über Meereshöhe, 700 m, 800 m ... schließlich überschreiten wir die 1000 Meter über Meeresniveau. Nach über 64 km und insgesamt 1230 Metern Anstiegen erreichen wir um 20 Uhr abends den Campground der Nationalparkranger. Endlich ! Auf unserer bisher längsten Etappe der Carretera haben wir somit auch gleich die meisten Höhenmeter auf den bisher höchsten Punkt der Ruta 7 zurückgelegt. Und das an einem Tag, an dem eigentlich nur eine kurze Etappe geplant war ! Wir sind müde. Das Lagerfeuer wärmt uns, denn in dieser Höhe ist es merklich kälter, als bisher in der Nacht.

Patagonische Stürme

          Es stürmt. Das Markenzeichen Patagoniens bläst uns meist von vorne ins Gesicht. Und es geht weiter bergauf. Auf insgesamt 1120 Hm führt die Straße auf den Portezuelo Ibanez, dem definitiv höchsten Paß der Strecke. Wegen des Windes werden selbst die geraden oder leicht bergab verlaufenden Passagen zur kräfteraubenden "Tretterei". Jeder Meter will wieder einmal hart erarbeitet werden. Die steil aufragenden Felswände zu beiden Seiten verlaufen sich im dichten Wolkenband in Gipfelnähe. Der Himmel verfinstert sich zusehends. Als Belohnung wartet eine Abfahrt auf uns ! Auf der Frieren wir dann erbärmlich ! Die Aussicht auf den gebirgigen Süden ist trüb, da taucht plötzlich zur Rechten die mächtige, gezackte Sillouhette des Cerro Castillo Massivs aus vom Wind zerfetzten Nebelfeldern auf. 

Cerro Castillo

Sturmumtoste, messerscharfe Spitzen aus Stein umgeben von eisigen Gletschermassen bilden eine Art Festung, welche über dem Talboden zu thronen scheint. Wild, ungezähmt, bizarr !!! 

Abendlicht

Im goldgelben Abendlicht verlieren sich die Wolkenfelder am Firmament und machen einem unendlich weit scheinenden, klaren Sternenhimmel Platz.

Flußlandschaften

          Im Dorf Villa Cerro Castillo endet der asphaltierte Teil der Carretera. Ab jetzt geht es wieder härter zur Sache. Der Mensch und Material fordernde Ripio hat uns wieder. Die Sonne lacht vom Himmel. Entlang des Rio Ibanez durchqueren wir eine faszinierende Flußlandschaft. 

Rio Ibanez

          Das "Problem" an so Tagen wie heute ist, daß wir vor lauter Begeisterung für die uns umgebende Natur kaum von der Stelle kommen. Der Fotograf in uns ist mächtiger als der Radler. Alle paar Meter "zwingt" er uns stehenzubleiben und die stetig wechselnden Eindrücke als Bilder für die Ewigkeit festzuhalten. 

Der vom Vulkan Hudson kommende Rio Ibanez ...

... vermischt sich mit dem türkisen Wasser aus der Laguna Verde.

          Der tief einschneidende, mäanderförmige Verlauf des Ibanez mit seinen unzähligen Zuflüssen und türkis leuchtenden Lagunen zeigt ein ganz anderes Bild der Carretera Austral als bisher. Ein kleiner Pfad führt uns dann abseits der Straße zu einem versteckten Fleckchen am Ufer des Stroms. 

Der Zugang ist versteckt ...

... der Platz perfekt !

Hier zwischen fast senkrecht aufragenden Steilwänden auf der einen und dem beruhigenden Rauschen des Wassers auf der anderen Seite schlagen wir unser Zelt auf. In der Nacht hören wir das feine Trommeln der Regentropfen auf dem Außenzelt. 

          Wegen der dicken Wolkendecke ist am nächsten Tag vom Vulkan Hudson nicht viel zu sehen. Bis vor kurzem ist man davon ausgegangen, er würde bald wieder ausbrechen. Zuletzt ist das im Jahr 1991 passiert. Ganze Landstriche sind teilweise knietief in Vulkanasche versunken. Bis weit in die argentinische Pampa hat die Katastrophe damals ihre Auswirkungen gezeigt. Unzählige Estancieros mussten ihre Farmen aufgeben. Die tausenden, weißen "Baumleichen" des "Bosque muerto", des toten Waldes, sind stumme Zeugen der Vernichtung. Der von Autos aufgewirbelte Lavastaub der Straße hängt, nebelartig, lange in der Luft. Über einen Paß erreichen wir den Rio Murta. Hier errichten wir das Camp für die Nacht. 

          Zum Glück haben wir das Tarp in weiser Vorrausicht vor dem Zelt aufgespannt. Zur Abwechslung regnet es. In voller Regenmontur verlassen wir diese urige Stelle am Fuße namenloser, mit Gletschermassen bedeckter Bergriesen. Kurze, knackige Zwischenanstiege durchsetzen die recht flotte Fahrt entlang des Rio Murta. 

Lago General Carrera

Die Regenfront "im Nacken" ...

          Dieser mündet in den Lago General Carrera, den zweitgrößten See Südamerikas, nach dem Titicaca See. Der argentinische Teil, des mit 590 Metern siebend tiefsten Sees der Erde, trägt den Namen Lago Buenos Aires. Ein Gutes hat dieser wolkenverhangene Tag, durch die stetigen Güsse von oben machen wir kaum Pausen.

... bei einer Pause vor einer vom Wetter gezeichneten, verlassenen Hütte

Zum Photographieren eignen sich gerade einmal die wenigen Sonnenfenster, die dann aber den Lago in eigenartigem Zwielicht erstrahlen lassen. Das Kartenmaterial ist wie schon so oft zuvor mangelhaft. Kilometerangaben stimmen nicht, Campingmöglichkeiten existieren nicht mehr. So setzen wir die Fahrt bis Puerto Rio Tranquilo fort. Das 400 Einwohner zählende Dorf am Ufer erreichen wir knapp bevor uns die immer dunkler werdenden Wolkentürme einzuholen drohen. Vor einem prasselnden Ofen wärmen wir unsere Körper mit Blick auf den nun sturmumtosten See.

 

"Huasco"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein "Chilenischer Cowboy" am Ufer des Lago General Carrera

 

          Nach 5 Fahrttagen und knapp 230 Kilometern genießen wir einen Ruhetag. Westlich von uns liegen nur unweit entfernt die ersten Ausläufer des nördlichen Inlandeises, des Campo de Hielo Norte. Gemeinsam mit dem südlichen Inlandeis, stellen diese unwirtlichen Landschaften die größten, zusammenhängenden Eismassen außerhalb der Polkappen dar. Ein noch nicht fertig ausgebauter Weg, welcher einmal eine Verbindung zu den Fjorden nördlich der Laguna San Rafael bilden wird, der Camino Exploradores, führt uns im Rahmen eines Kurztrips mit unseren Mountainbikes näher an den höchsten Berg Patagoniens, den 4058 m hohen Monte San Valentin, am Rande der Eiswelt, heran. 

          Weiter geht es dann entlang des Westufers des Lago Gerneral Carrera. Das tückische an diesem Teilstück der Carretera sind die sich unendlich wiederholenden steilen Anstiege (mit wie immer viel zu kurzen Abfahrten), die, wie so oft bei Küstenstraßen, der ufernahe Verlauf mit sich bringt. Fast senkrechte Felsabstürze in die türkis schimmernden Tiefen des Lagos zwingen der Straße ihren kräftezehrenden Verlauf auf. In die flachen Buchten bringt sie uns auf Seeniveau hinunter, nur um uns unmittelbar danach ihren noch heimtückischeren "Höhenwahn" auf den nächsten Hügel zu präsentieren. 

Der Sturm fegt uns fast über die Leitplanke

Die sich ständig drehenden Windrichtungen tun das ihre dazu. Freuen wir uns zu Beginn noch über kräftesparenden Rückenwind, so versetzen uns alsbald heulende Böen von der Seite um fast einen Meter nach rechts Richtung Straßenrand. Bei einer 90° Wende des Wegverlaufs pedalen wir dann schließlich in unerbärmlichen "Headwind", der aus nördwestlicher Richtung kommend, dieser Tage mit bis zu 100 km/h über Patagonien fegt. Vielleicht nicht die heftigsten Stürme, aber neben dem Höhenprofil der Ruta 7 ein weiterer ermüdender Faktor. Fast 900 Höhenmeter haben wir am Ende des Tages nach oben zurückgelegt, nur um wie bei Tagesanbruch wieder auf Seelevel anzukommen. 

Nathalie mit "Zorro" vor unserer urigen Hütte

          Wir folgen einem Schild am Straßenrand, welches uns auf einen kleinen Pfad von der Straße weg in die Bahia Catalina, eine malerische Bucht am südlichen Ende des Sees führt. Eigentlich wollen wir zelten, aber eine Cabana thront auf einer bewaldeten Landzunge, das Ende des Lagos überragend, mehr als nur einladend vor unserer Nase. Ein junger Chilene zeigt uns das Prachtstück. Überwältigend, ... eine Blockhütte mit bis zum Boden verglasten Panoramafenstern, vom Bett aus hat man das Gefühl mitten in der Natur zu schlafen, ein Kamin (eigentlich sogar 2 !) und urig-stilvolle Einrichtung ... und das ganze für nur 10 000 chilenische Pesos pro Person - das entspricht in etwa 14 Euro. Gut, das Zelt werden wir wohl heute nicht mehr auspacken ;-) Das versöhnt für die Strapazen des langen Radtages !

Kanuträume

          Am nächsten Morgen strahlt die Sonne vom Himmel. Es ist windstill ... windstill !!! Und dann liegt da noch ein Kanu in der Bucht. Eine Kombination, die wohl besser nicht sein könnte. "Ja, natürlich !",  wenn wir das Boot wollen, sollen wir es uns einfach nehmen !

"Zorro" übernimmt selbstbewußt die Frontposition

Dieser Einladung folgen wir gerne. So bleiben wir und packen ein paar Sachen für den Kanu Trip entlang der Ufer des Lago General Carrera. In weiser Voraussicht haben wir für solche Eventualitäten einen wasserdichten Packsack (noch von unserer Kajakausrüstung) mitgenommen. Die schwere Kamera will gut geschützt sein. Dann geht es aufs Wasser. Spiegelglatt präsentiert sich heute die Wasseroberfläche. Die Paddel stechen rhythmisch in das türkisblaue Wasser, das Kanu gleitet lautlos dahin. Am südlichen Ende des Sees erkennen wir die Straße, die nach Chile Chico, einem kleinen Ort kurz vor der argentinischen Grenze im Osten des Sees führt. Wir queren zur anderen Seite und da tauchen die ersten Gletscher über den uns umgebenden Bergen auf.

Eisiger See vor eisigen Höhen

Hinter den weißen Riesen der Cordon Contreras befindet sich die riesige Eismasse des Campo de Hielo Norte. Eisige Winde blasen von Zeit zu Zeit von der klirrend kalten Hochfläche. Zum Glück bleiben wir davon im Moment verschont. Dann schiebt sich auch noch der Monte San Valentin, ins Rampenlicht. Patagoniens mächtigster Gipfel wacht über der einsamen Weite des ihm zu Füßen liegenden Gewässers. Das Paddeln ist eine mehr als nur willkommene Abwechslung zur sonst immer gleichen Belastung der müden Radlerbeine. Am späten Nachmittag kehren wir zu unserer Hütte zurück.

Stille Wasser sind tief

          Unsere Vorräte lichten sich ... langsam, aber sicher. Für zwei Tage sollte das Essen noch reichen. Wir backen Brot - "Damper", wie wir es in Australien gelernt haben - im Kaminofen unserer Cabana. Mehl, etwas Backpulver und Wasser ... that´s it. Einen klebrigen Teig daraus kneten, in einen Topf und ab auf die glühenden Kohlen. Nach circa einer halben Stunde ist unser Frühstück für den morgen fertig - lecker !!

          In der Nacht stürmt es wieder. Dann legt sich der Wind und es ... regnet ! Was für eine Abwechslung ;-) Unsere Lust in den Regen zu starten hält sich in Grenzen. Wir bleiben. Kurz nach dem Entschluß, doch nicht die Räder zu satteln, lichten sich die Wolken. Die Hänge der gestern noch grün-braunen  Hügel sind weiß. Schneefall bis in recht tiefe Lagen. Wir können der Versuchung nicht widerstehen und begeben uns wieder aufs Wasser. Diesmal geht es um einiges rauer zur Sache. Wir manövrieren uns durch eine bis zu einen halben Meter hohe "Brandung". Der Wind kommt heute von Südwesten. Wir müssen ganz auf die anspruchsvolle Paddelei konzentrieren. Das treibt den Adrenalinspiegel manchmal in ungeahnte Höhen ;-)

Hüttenleben

          Vor dem Kamin lassen wir den Tag ausklingen. "Zorro", so haben wir eine uns hier zugelaufene Katze getauft, liegt zu unseren Füßen auf einem Lammfell. Auf der Glut bruzeln Kartoffeln vor sich hin. Der Blick schweift aus dem Fenster über die einsamen Bergketten Patagoniens. Stille. 

Nur der Wind rauscht in den Blättern

 

Erster Morgenfrost am

          Aus dem Lago General Carrera, dem größten See Chiles, entspringt der Rio Baker, der Fluß mit der größten Wassermenge des Landes. Über 200 km schlängelt sich der Strom durch unwegsamstes Gelände. Die Erde scheint an manchen Stellen wie frisch aufgebrochen. In den tief eingekerbten Rissen donnert das türkise blau in mancherorts furchterregenden Stromschnellen dem Meer entgegen. Der Straßenverlauf entlang dieser Naturgewalt ist nicht minder gewunden. Schlangenförmig legen sich die Serpentinen an die unzähligen Hänge, bäumen sich auf, um auch noch die unmöglichsten Pässe zu überwinden. Das Vorderrad möchte bei diesen steilen Wegstücken am liebsten vom Boden abheben. Der Kampf mit dem Lenker, der intuitiv versucht, den gröbsten Brocken am  flußbettartigen Schotterweg auszuweichen, artet in einen Spießrutenlauf aus. Einmal auf die linken, dann auf die rechte Straßenseite ... immer dort, wo einen das Wellblech nicht auch noch vom Drahtesel zu werfen versucht. Heute sind kaum Autos unterwegs, lange Wegstrecken sind wir allein. Doch immer muß man mit einem Wahnsinnigen in einem 4WD (Geländewagen) rechnen, der meint, auf einer Ralleystrecke unterwegs zu sein. Vor Bergkuppen eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Zum Glück nehmen doch auch einige Rücksicht auf uns, wenn wir uns im Schneckentempo dem Himmel entgegenschrauben. 

Rio Baker

"Kaffe und Kuchen" unter patagonischer Sonne am Nachmittag ...

... eisige Nebelschwaden im ersten Morgenlicht

          In der Nacht hat es Bodenfrost gegeben. Zuerst habe ich geglaubt, das Tarp sei trocken. Beim Zusammenlegen ist die es bedeckende, eisige Schicht dann geschmolzen - alles triefend naß. Im Zelt zählten wir nur 6 °C plus. Über dem Fluß liegt Morgennebel. Die Schwaden ziehen vorbei an den erst erwachenden Wäldern. Nur die eisigen Gipfel am Horizont leuchten schon im ersten Morgenlicht. Da wir gestern wegen der tollen, wilden Campmöglichkeit am Strom den Nachmittag in der Sonne (fast ohne Wind !!!) gefaulenzt haben, bekommen wir heute anscheinend die Rechnung präsentiert. Die über 40 Kilometer nach Cochrane, dem letzten größeren "Outpost", ungefähr 230 km vor dem Ende der Rute, empfinden wir als so anstrengend, wie kaum noch einen Tag am Rad hier in Patagonien. Erst recht spät kommen wir an. Die hereinbrechende Nacht legt wieder ihren kalten Mantel der Finsternis über das Land. Morgen werden wir uns einmal richtig ausschlafen. Gute Nacht !

 

"Zorro"

 

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